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Making the Cut

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Haben Sie sich jemals gefragt, was es für den Schnitt von Fichte für Gitarrendecken bedarf? Wir haben unsere Freunde von Pacific Rim Tonewoods besucht, um zu zeigen, wie es gemacht wird, und die Aussichten für die Zukunft für Fichtenholz zu besprechen.

Die Decke einer Akustikgitarre, die als Resonanzdecke dient, ist von höchster Bedeutung. Allein die Bezeichnung Resonanzdecke sagt schon viel über ihre Rolle aus: Sie überträgt die Energie der schwingenden Saiten der Gitarre auf eine größere Luftmasse, was akustischen Klang ergibt.

„Für mich ist die Resonanzdecke das Äquivalent zu der Membran eines Lautsprechers“, sagt Bob Taylor. „Sie ist das Teil, das wirklich schwingt. Und für mich entsprechen die Zargen und der Boden der Lautsprecherbox.“

Seit Jahrhunderten ist Fichte das meistgewählte Tonholz für Resonanzdecken von Saiteninstrumenten, von Geigen über Mandolinen bis hin zu Akustikgitarren. Fichte wird auch beim Klavier für die Resonanzdecke verwendet.

Was hat es also mit der Fichte auf sich? Als weiches Nadelholz ist Fichte leicht, aber dennoch auf die richtige Art und Weise starr und widerstandsfähig, insbesondere wenn so gesägt wird, dass stehende Jahresringe erkennbar sind (mehr dazu später). Sein gutes Verhältnis zwischen Gewicht und Stärke, wobei es dennoch einen gewissen Grad Elastizität hat, sorgt dafür, dass dieses Holz eine bemerkenswerte Saitenspannung aushält, dabei aber ebenfalls die Energie der schwingenden Saiten in einen transparenten, dynamischen Ton umwandelt.

Eine hochwertige Fichtendecke kann mit Leichtigkeit auch mit einem sanfteren Anschlag in Schwingung versetzt werden, während sie ihre klangliche Transparenz auch dann beibehält, wenn man mal härter in die Saiten greift. Sie hat auch eine gute Projektion und angenehmes Sustain. Fichte wird ebenfalls häufig für die Verstrebung selbst verwendet, auch dann, wenn die Decke aus Hartholz, wie Mahagoni oder Koa, besteht.

Im Laufe der Jahre haben sich viele Besitzer von Taylor Gitarren dafür interessiert, welche Eigenschaften Fichtenholz so gut machen, wie wir bei unserer Auswahl vorgehen und wie die unterschiedlichen physischen Eigenschaften das klangliche Endergebnis beeinflussen.

Wir haben in den letzten Jahren auch viel über Resonanzdecken im Zusammenhang mit der internen Verstrebung der Gitarren geredet, insbesondere als wir unsere innovativen V-Class- und C-Class-Bracing-Architekturen vorgestellt haben. Diese und andere Verstrebungsarchitekturen beeinflussen die Schwingung der Resonanzdecke in ganz bestimmter, fein differenzierter Art und Weise und sorgen zusammen mit Zargen und Boden für die Abstimmung der Gitarre und ihren unverkennbaren klanglichen Charakter.

Direkt von der Quelle: Pacific Rim Tonewoods

In diesem Jahr, anlässlich der Vorstellung unserer neuen Builder’s Edition 814ce, ist Fichte erneut zu einem heißen Gesprächsthema geworden, aufgrund der besonderen Decke aus vier Teilstücken bei diesem Modell, anstatt der traditionellen Decke aus zwei Teilstücken. Dieses einzigartige Design bietet uns die großartige Gelegenheit, unsere Verwendung von Fichtenholz aus zwei unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten: Zunächst einmal möchten wir genauer aufzeigen, was es für die Fertigung einer hochwertigen Resonanzdecke aus Fichtenholz bedarf; anschließend möchten wir das Konzept der vierteiligen Decken genauer erklären, das eng mit den ständig im Wandel befindlichen Bedingungen für die kommerzielle Beschaffung von Fichtenholz verknüpft ist. Für beide Fälle war uns völlig klar, wen wir dazu holen würden, um entsprechende Fachkenntnisse zu teilen: unseren langjährigen Lieferpartner, Pacific Rim Tonewoods (PRT).

Pacific Rim Tonewoods, mit Sitz in Concrete, Washington, in der Region Skagit Valley/North Cascades (etwa 80 km südöstlich von Bellingham), ist seit mehr als 35 Jahren unser Lieferpartner für erstklassige Tonhölzer. Dieser Lieferant ist für die Gitarrenbaubranche von außergewöhnlicher Bedeutung. Sie liefern den Löwenanteil der Sitka- und Lutz-Fichtendecken, die für in den USA gefertigte Gitarren verwendet werden, was ungefähr 300 – 400.000 Decken pro Jahr darstellt.

Neben Fichtendecken, liefert Pacific Rim Tonewoods außerdem großblättrigen Ahorn (kommt aus der Umgebung) und hawaiianisches Koa-Holz für den Musikinstrumentenbau. Was Koa-Holz betrifft, ist Pacific Rim Tonewoods ebenfalls unser Partner im gemeinsamen Projekt Siglo Tonewoods, eine umfassende Forstwirtschaftsinitiative, die das Aufforsten der einheimischen Waldbestände auf Hawaii mit dem Anpflanzen von hawaiianischem Koa-Holz in entsprechender Qualität für den Bau der Musikinstrumente der Zukunft kombiniert.

Wir haben in W&S im Winter 2015 (Ausgabe 81) über Pacific Rim Tonewoods berichtet, im Zusammenhang mit innovativen Forschungen von Pacific Rim Tonewoods die darauf abzielten, großblättrigen Ahorn zu züchten, der für den Bau von Musikinstrumenten optimiert ist.

In vielerlei Hinsicht sind der Gründer von Pacific Rim Tonewoods, Steve McMinn, und Bob Taylor Gleichgesinnte: mit ihrer natürlichen Neugier und der Leidenschaft für ihre Arbeit; ihrem Bestreben, hochwertige Holzprodukte auf innovative Art und Weise zu produzieren; und ihrer Verpflichtung zum Umweltschutz. Aufgrund ihrer jahrelangen Zusammenarbeit, was das Siglo Projekt einschließt, ist es beiden wichtig, langfristig zu denken und zu planen und sie sind höchst motiviert, ihren Beitrag für die Zukunft der Tonhölzer für Musikinstrumente zu leisten.

Aufbau eines speziellen Sägewerks für Holz für Musikinstrumente
Wie wir 2015 in unserem Artikel erwähnt haben, war der Vater von McMinn ein Forstwirt in der Nähe der nordwestlichen Pazifikküste. Steve selbst folgte einem ähnlichen Pfad, anfänglich arbeitete er als Holzfäller als Nebenverdienst zu seinem Studium und in den Sommerferien als Wanderführer im Nationalpark, wodurch sein Interesse für den Umweltschutz weiterhin wuchs.

McMinns Interesse für den Vertrieb von Tonhölzern für

Musikinstrumente wurde dadurch entfacht, dass er einen Kit für den Selbstbau einer Gitarre bestellt hatte und feststellte, dass die Qualität des Holzes, das darin enthalten war, geringer war als das Holz, das er selbst beschaffen könnte. Er fing daraufhin an, aus forstwirtschaftlich verwalteten Gebieten in Alaska und Washington Sitka-Fichtenbäume, die Stürmen zum Opfer gefallen waren, zu holen. Anfänglich begab er sich selbst in den Wald, um einen entsprechenden gefallenen Baumstamm in Stücke zu spalten, die er dann per Rucksack mitnahm. Er informierte sich auch ausgiebig darüber, welche Eigenschaften Instrumentenbauern für eine Resonanzdecke aus Fichte besonders wichtig sind, und optimierte Stück für Stück seine Holzsägeverfahren, um das bestmögliche Endprodukt liefern zu können.

McMinn bot Bob Taylor zum ersten Mal Fichtendecken an, indem er Ende der 80er Jahre ihm einige Muster zeigte, der im Kofferraum seines Autos mitgebracht hatte, wie Bob sich kürzlich in einem Gespräch mit Steve in seinem Sägewerk erinnerte.

„Du hast damals gesagt: «Wenn ich solche Decken herstelle, würdest du sie kaufen?» woraufhin ich sofort zusagte“, erinnert sich Bob. „Du konntest nicht ahnen, dass wir kurz davorstanden, kein Fichtenholz [in entsprechender Qualität] mehr zu bekommen – es wurde immer schwerer zu beschaffen.“

Und das zu einer Zeit, wo Taylor gerade mal 4 bis 6 Gitarren pro Tag baute.

Bob bezieht sich damit auf den besonderen Schnitt, der für Fichte erforderlich ist, damit sie sich für die Verwendung als Gitarrendecke optimal eignet.

Mehrere Jahrzehnte später gilt für Pacific Rim Tonewoods, dass sich das Unternehmen auf den Vertrieb von hochwertigen Tonhölzern an Instrumentenbauer spezialisiert hat und dabei, ganz wie Taylor und andere Gitarrenbauer, ebenfalls deutlich gewachsen ist und sich weiterentwickelt hat. Auf dem Firmengelände gibt es heute neue Gebäude, Maschinen und Verfahren, alles im Dienst der Verarbeitung von groben Baumstämmen in Gitarrenteile von höchster Präzision.

Das Team von Pacific Rim Tonewoods macht es sich ebenfalls zum Ziel, grenzensprengende Forschung zu betreiben, was die akustischen Eigenschaften von Fichtenholz betrifft, wobei die Einflüsse der physischen Eigenschaften auf den Klang, wie Starre, Dichte und Dämpfung, untersucht werden. Es werden davon dann Kennzahlen abgeleitet, um die Qualitätseinstufung von Holz auf Grundlage einer berechenbaren klanglichen Leistung zu ermöglichen.

Der Vorteil, der sich aus der klanglichen Einstufung von Resonanzdecken ergibt, bestehe laut Steve darin, dass dann das richtige Holz für die richtigen Gitarren aufgrund der klanglichen Eigenschaften verwendet werden könne, und nicht einfach nur weil es gut aussehe. Oder, wie es Steve gerne ausdrückt: „Wir helfen den Leuten dabei, sich von der rein oberflächlichen Beurteilung auf Grundlage des Erscheinungsbilds loszulösen.“

Wenn Sie eine Leidenschaft für Gitarren haben, dann lohnt sich ein Besuch auf dem Gelände von Pacific Rim Tonewoods, um mit eigenen Augen die Kombination von Können und Sorgfalt wahrzunehmen, auf der die Betriebsverfahren basieren, weil dies zweifellos einen klareren Eindruck davon vermittelt, was für die Produktion von Holzteilen für den Bau von Musikinstrumenten erforderlich ist. Wir haben Pacific Rim Tonewoods daher einen Besuch abgestattet.

Mitte März habe ich mich zusammen mit Bob Taylor, Scott Paul (unser Direktor für nachhaltige Naturressourcen) und unserem Direktor für Marketing, Craig Evans, für einen Zwei-Tage-Aufenthalt auf den Weg nach Concrete gemacht. Dort haben sich Videoproduzent Gabriel O’Brien und Kameramann Chris Lallier zu uns gesellt, um diesen Besuch zu dokumentieren.

Gabriel und Chris haben einen Tag mit Eric Warner verbracht, Steves rechte Hand, Manager und Partner, der ihnen das Verfahren zur Verwandlung eines Fichtenbaumstamms in eine Gitarrendecke mit der Unterstützung einiger Experten gezeigt hat: Justin El-Smeirat, Spezialist für den Erwerb von Baumstämmen, und Derrick Schmidt, Experte im Schneiden von Holz. Am zweiten Tag folgte eine Gesprächsrunde mit Bob, Scott, Steve and Eric geplant, deren Schwerpunkt eine Reihe von Themen rund um die Verwendung von Fichte für Gitarrendecken war.

Zu den behandelten Gesprächspunkten zählten: Wo und wie wählt Pacific Rim Tonewoods die Baumstämme aus, warum eignet sich Fichte so gut für Resonanzdecken, auf welche Eigenschaften ist zu achten, wie wird das Holz für eine Decke geschnitten, warum ist es so wichtig, das Holz so zu schneiden, dass Jahresringe sichtbar sind, und mit welchen besonderen Fertigkeiten trägt Pacific Rim Tonewoods zu diesem Verfahren bei.

Eric Warner und Scott Paul hatten einige Einwände, als das Gespräch auf die sich verändernde Verfügbarkeit von Sitka-Fichte wechselte, was auch die Bedeutung von vierteiligen Decken für Gitarrenbauer umfasst. Bob, Steve, Scott und Eric äußerten sich dann dazu, wie zunehmend mit jüngeren, kleineren Bäumen gearbeitet werden müsse (80 – 120 Jahre alt) anstatt der großen, älteren Bäume (250 Jahre oder mehr), auf die man sich Jahrhunderte lang verlassen habe, und wie wichtig es sei, dass sich sowohl die Branche des Holzzuschnitts als auch des Gitarrenbaus anpassungsfähig zeigten.

Die Aufnahmen des Gesprächs, zusammen mit einem detaillierten Einblick in die Sägeverfahren, wurden dann entsprechend bearbeitet und in vier Abschnitte unterteilt, die Sie sich im Folgenden selbst anschauen können.

1. Teil: Auf der Suche nach gutem Holz für Resonanzdecken

Bob Taylor und Steve McMinn reden über das Wachstum von Pacific Rim Tonewoods zu einem branchenführenden Lieferanten von Fichte für Musikinstrumente, die Eigenschaften, die Fichtenholz für Resonanzdecken haben muss sowie den besten Weg, das Fichtenholz dafür zuzuschneiden. Justin El-Smeirat von Pacific Rim Tonewoods, der für die Beschaffung von Baumstämmen verantwortlich ist, erklärt außerdem die dafür erforderlichen Verfahren, einschließlich Transport, und erläutert genauer, welche wichtigen Eigenschaften das Holz aufweisen sollte und wie der beste Schnitt ermittelt und durchgeführt wird.

2. Teil: Die Tugenden der Fichte

Steve McMinn erklärt genauer, warm Fichte sich so gut für Resonanzdecken eignet. Wir treffen uns mit Justin El-Smeirat an seinem Arbeitsplatz, wo er zeigt, wie ein runder Fichtenstamm in Blöcke gespalten wird, um den maximalen Ertrag zu erreichen. Eric Warner erklärt, wie Pacific Rim Tonewoods mit Decken, die aus vier Teilstücken bestehen, einen Baumstamm effizienter nutzen kann. Und Eric führt uns dann in die Mühle, um uns zu zeigen, wie Fichtenholzblöcke auf einem Sägeständer so in Bretter geschnitten werden, dass stehende Jahresringe sichtbar sind, wobei Defekte im Block umgangen werden. Es hängt von eventuellen Defekten ab, ob sich der Stamm für eine größere Decke aus zwei Teilstücken für beispielsweise eine Dreadnought oder für eine Decke aus vier Teilstücken eignet. Zwischen den für die Decke geschnittenen Brettern wird Holz für Verstrebungen gewonnen.

3. Teil: Die beste Fichte für Gitarren

Steve McMinn und Eric Warner äußern sich zu ihrer neuesten Errungenschaft, eine Technologie, mit der die Einstufung des Holzes nach seinen klanglichen Qualitäten möglich ist, indem sie Eigenschaften wie Dichte, Starre und Dämpfung des Holzes messen und dieses daraufhin entsprechend klassifizieren können. Dies hilft dabei, die klangliche Leistung des Holzes auf eine Art und Weise vorherzusehen, die es Gitarrenbauern ermöglicht, noch konsistentere Ergebnisse zu erzielen. Steve und Bob Taylor äußern sich ebenfalls dazu, wie wertvoll Holz ist, das so geschnitten wurde, dass stehende Jahresringe sichtbar sind und erklären, warum sie Fichte mit gröberer Maserung bevorzugen. In der Mühle zeigt uns Eric, wie die Kanten der Bretter für vierteilige Decken bearbeitet werden und wie Bretter entweder für die Verwendung als Deckenteilstücke oder Verstrebungsstücke bestimmt werden, was von den vorgefundenen Defekten abhängt.

4. Teil: Ein Wald im Wandel

Bob Taylor, Steve McMinn, Scott Paul und Eric Warner debattieren hier die schwindende kommerzielle Verfügbarkeit von größeren, alten Fichtenstämmen und wie die Beschaffung von Bäumen mit geringeren Durchmessern dazu führt, dass zunehmend Decken produziert werden, die aus vier Teilstücken bestehen. Obwohl das den für den Zuschnitt und den Bau der Gitarre erforderlichen Arbeitsaufwand steigert, gibt es auch Vorteile, wie zum Beispiel die Möglichkeit, eine größere Menge Holzstücke aus einem Baumstamm zu gewinnen und eine noch konsistentere Maserung für Gitarrendecken zu erzielen. Bob und Steve zeigen sich entschlossen, die verfügbaren Ressourcen so zu verwenden, dass der Wald respektiert wird und weiterhin kompromisslos die Instrumente gebaut werden können, die Musiker erwarten.

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