Das Handwerk

Elektrische Ursprünge

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Andy schreibt über den ganz besonderen Einfluss der Kultur von Südkalifornien auf das Design von E-Gitarren - was auch seine eigene, brandneue E-Gitarrenlinie umfasst.

Ich liebe Gitarren aller Art: Gitarren mit flacher Decke, klassische Gitarren, Gitarren mit gewölbter Decke, Resonatorgitarren, E-Gitarren und alles, was es sonst noch gibt. Die erste Gitarre, mit der ich Kontakt hatte, war eine Akustik-Gitarre, die bei uns zu Hause in einer Ecke stand, was den Anfang meiner Leidenschaft für Gitarren für den Rest meines Lebens darstellte. Die erste Gitarre, die mir selbst gehört hat, war eine E-Gitarre, und es hat mir unheimlich Spaß gemacht, darauf zu spielen. Ich interessierte mich damals bereits für Elektrizität und Magnetismus, ja, allgemein für die Funktionsweise der Dinge des Alltags, aber selbst dieses Interesse verlor an Bedeutung angesichts der Faszination, die ich für E-Gitarren und deren charismatische Ausstrahlung empfand. Ihre Formen, ihr ganz eigener Klang und ihre Ausdruckskraft vermitteln den Eindruck, dass sie unsere Aufmerksamkeit magisch anziehen. Die Musik, die wir damit machen können, hat einen magischen Charakter, den ich einfach nie wieder vergessen konnte. Ich einen Großteil meiner Schulzeit damit verbracht, E-Gitarre in Bands mit Freunden zusammen zu spielen.

Ich bin in Südkalifornien aufgewachsen, mitten in der Zusammenkunft von Surfen, Skateboarding, sportlichen Autos, Kunst und Architektur sowie der Menschen, die dies alles möglich machten. Als ich jünger war, habe ich die Bedeutung und den Einfluss dieser Kultur kaum wahrgenommen, weil sie mir einfach so selbstverständlich vorkam. Ich ging einfach davon aus, dass das, was ich in meiner Heimatstadt erlebte, ganz üblich sei und dass man es praktisch überall antreffen würde. Später, nachdem ich diverse andere Orte kennengelernt hatte, wurde mir natürlich der einzigartige Charakter meiner Heimatstadt viel deutlicher bewusst. Das, was man in Südkalifornien sehen und hören kann, ja der Einfluss, der davon ausgeht, ist meiner Meinung nach einzigartig und wirkt sich direkt auf alles aus, was hier geschaffen wird. Ich glaube, es gibt kaum ein Instrument, dass diese Einflüsse so nahtlos vereinen kann, wie die E-Gitarre.

Ich liebe den fließenden, organischen Umriss und den ausdrucksstarken Klang der E-Gitarren, auf denen ich früher gespielt habe.

Was für viele der Bereiche der Kultur von Südkalifornien gilt, ist, dass sie von Hause aus eine gewisse Subjektivität haben. Für viele Sportarten oder andere Zielsetzungen gilt, dass man sie leicht anhand von Kennzahlen beurteilen kann, wie zum Beispiel die während eines Rennens verstrichene Zeit oder wer die Ziellinie als erster überquert. Surfen oder Musik machen kann nicht so leicht ausgewertet werden, weil dabei auch die Ästhetik eine wichtige Rolle spielt. Wenn jemand Musik macht, basiert die Beurteilung einer solchen Aufführung unter anderem darauf, wie sich der Zuhörer davon bewegt fühlt, welche Gefühle aufkommen, welches physische Erlebnis sich daraus ergibt und natürlich auf der technischen und musikalischen Leistung, die vollbracht wird. Es ist übrigens eine amüsante Vorstellung, wenn man mal versucht, objektive Kennzahlen für eine Musikaufführung zu finden. Stellen Sie sich einmal vor, alle Musiker in einem Orchester würden an einem Wettrennen teilnehmen, mit dem Ziel, als erster den letzten Ton des Stücks zu spielen. Oder ein Musikstück dafür auszuzeichnen, dass es die höchste Anzahl an Noten hat, die gespielt wurden. Spaß beiseite, ist es ziemlich offensichtlich, dass vieles davon, was mir so als künstlerisches Schaffen und kulturelle Eigenheiten begegnet ist, nicht mit objektiven Kennzahlen bewertet werden darf.

Wenn einem klar ist, dass der Wert dieser Dinge auf Ästhetik und nicht auf Kennzahlen basiert, dann bekommen wir die Freiheit, das zu wählen, was uns gefällt – das, was uns bewegt. Für mich ist dies einer der Aspekte, die mir am Gitarrenbau und Gitarre spielen so sehr gefallen: Es steht uns frei, das zu wählen, was wir mögen, einfach nur deshalb, weil es uns gefällt. Vielleicht gefällt einem Gitarristen die Farbe eines bestimmten Instruments ganz besonders. Oder die Form, oder vielleicht das Spielgefühl oder der Klang. Vielleicht gefällt es ihnen, dass ein Musiker, den sie bewundern, ein solches Instrument gespielt hat.

Besonders gut gefällt mir, dass jeder Gitarrist das wählen kann, was am besten zu ihm passt.

Was mich betrifft, liebe ich den fließenden, organischen Umriss und den ausdrucksstarken Klang der E-Gitarren, auf denen ich früher gespielt habe. Das ist bestimmt einer der Gründe, warum ich irgendwann anfing, Holz so zu schnitzen, dass ein Cutaway entstand, das schließlich die kombinierte Kurvenform erhielt, wie wir sie bei einigen unserer Builder‘s Edition-Modelle verwenden, darunter die neue 814ce. Die sanften, ergonomischen Kurven und Kanten bringen eine Prise Inspiration aus der Welt der E-Gitarren und der traditionellen Techniken des Geigenbaus in den Kontext einer modernen Akustik-Gitarre. Egal was nun am Ende wirklich der genaue Antrieb ist, gefällt mir besonders gut, dass jeder Gitarrist das wählen kann, was am besten zu ihm passt.

Diese persönlichen musikalischen und kulturellen Inspirationen wirkten als Antriebskraft für meine neuesten Entwicklungen im Bereich der E-Gitarren, woraus eine neue Marke und Identität entstanden: unsere Powers Electric. Diese Gitarren sind eng mit dem Südkalifornien verbunden, in dem ich aufgewachsen bin und spiegeln die Einflüsse wider, die ich selbst erlebt habe. Diese Arbeit stellt für mich eine Art Rückkehr zum Ausgangspunkt dar, weil hier die Ideen und das im Laufe von einigen Jahrzehnten Erlernte zu einem Instrument geführt haben, das ich mir als Kind gewünscht hatte. Diese Gitarren sind vollwertige Musikinstrumente, somit sind Spaß und Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Ich hoffe, dass die neuen Instrumente, an denen wir gearbeitet haben, sowohl akustische als nun auch elektrische Gitarren, und die wir in den nächsten Monaten auf den Markt bringen, Ihnen frische Inspiration für Ihre Musik bringen und jenen Funken Freude erneuern, der früher Ihr erstes Interesse für die Gitarre entfacht hat. Ob akustisch oder elektrisch, groß oder klein, sechssaitig oder zwölfsaitig oder wie viele Saiten auch immer – viel Spaß beim Musik machen. Es tut gut, Gitarre zu spielen.