Ich bin mir sicher, dass es darauf eine ganz einfache Antwort gibt, aber warum gibt es keine Akustikgitarren mit einem Griffbrett aus Ahorn? Read Answer
Nicht schwer zu beantworten, Joe. Zunächst einmal gilt, dass die Verwendung von Ahorn für Griffbretter bei Akustikgitarren nicht üblich ist, was wahrscheinlich dazu führen würde, dass die Leute zögern würden, ein solches Instrument zu kaufen. Der andere Grund sind die mechanischen Eigenschaften: Ahornholz ist ziemlich weich, verglichen mit Ebenholz, und sogar verglichen mit Palisander, das bereits weicher als Ebenholz ist und häufig für Griffbretter verwendet wird. Ja, Fender verwendet solche Griffbretter. Aber Fender ist in diesem Segment ein ziemlicher Neueinsteiger, weshalb Ahorngriffbretter kein Problem darstellen, weil es keine Erwartungen darangibt, wie diese Instrumente aussehen sollten. Wir haben nicht dieselbe Freiheit.
Ich kann nicht mehr genau sagen, wie viele Taylor Gitarren ich im Laufe der Jahre gehabt habe. Derzeit habe ich eine GS Mini aus Koa, die ich sehr schätze und zum Komponieren verwende, eine 818e von 2015, eine Builder’s Edition K14ce von 2018 und eine DN3 von 2008. Ich habe es mir in letzter Zeit zum Hobby gemacht, Stubengitarren zu kaufen, die Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts gebaut wurden und bei denen ich kleinere Reparaturen vornehme. Der Ton und das Sustain dieser meist aus Birkenholz gebauten Gitarren hat einfach etwas magisches, wenn ich bestimmte von mir geschriebene Fingerstyle-Musik darauf spiele. Habt ihr bei Taylor jemals Gitarren aus Birkenholz gebaut? Könnte Birkenholz in Zukunft vielleicht eine gute Alternative für manche eurer kleineren Gitarren darstellen? Read Answer
Daniel, ich habe die eine oder andere Gitarre aus Birke gebaut, das war in den Anfängen unserer American Dream-Werkstatt, noch bevor wir Taylor Guitars gegründet haben. Es ist eine gute Frage, denn diese Gitarren sind wirklich gut geworden. Vor vielen Jahren, als die Welt noch kleiner war, wie man so schön sagt, da war es normal, dass die Leute Holz direkt aus ihrer Gegend nutzten, was auch für den Gitarrenbau galt. Birke war einheimisch im Osten und mittleren Westen, wo zu jenen Zeiten auch Gitarren gebaut wurden. Genau wie die spanischen Gitarrenbauer, die mitunter Gitarren aus Zypressen bauten, weil sie diese im Garten hatten, haben Amerikaner Gitarren aus einheimischem Holz wie Birke, Ahorn und Kirsche gebaut. Im Laufe der Zeit gewann schließlich Importholz an Beliebtheit, und das nicht unbedingt, weil die damit gefertigten Gitarren besser wären. Holzarten wie Palisander und Mahagoni waren sowohl exotisch als auch leicht zu beschaffen. Daraus lassen sich großartige Gitarren bauen, es machte also Sinn, diese Holzarten zu verwenden. Sie wurden also immer beliebter und irgendwann wurden sie zum neuen Standard. Heutzutage, wo diese Holzarten aufgrund von zu großer Ernte bedroht sind, wenden wir uns erneut einheimischem Holz zu. Der Markt ist allerdings noch nicht wirklich reif für Gitarren aus diesen Holzarten, daher werden wir zumindest in näherer Zukunft wahrscheinlich noch keine Birke einsetzen, auch wenn sie gute klangliche Qualitäten aufweist. Aber in der gleichen Logik der Verwendung von lokalen Erzeugnissen, bauen wir viele Gitarren aus amerikanischer Walnuss und Urban Ash (Eschenholz aus urbanen Baumbeständen), was demnach durchaus als Holz aus dem Garten bezeichnet werden kann. Birkenholz kann demnächst durchaus wieder seinen Platz erobern, aber zumindest heute dürfte es noch schwer zu verkaufen sein, weil Palisander immer noch den größten Marktanteil hat. Aber ich kann bestätigen, dass Ihr Eindruck von diesem Holz zutrifft.
Bob, ist es sehr schwierig, Mitarbeiter von euch darin zu schulen, die Qualitätsstufe von Holz zu bestimmen? Ich bin mir sicher, dass ihr klar definierte Kriterien für jedes Tonholz habt, mit dem ihr arbeitet, aber bei der Beurteilung der Qualität eines Holzes, zumindest was das Aussehen und die strukturellen Eigenschaften des Holzes betrifft, weil ja jedes Holz sozusagen seinen eigenen „Fingerabdruck“ hat, scheint es doch eine bestimmte Variabilität zu geben, die vom Menschen abhängt, der es einstuft, und nicht jeder ist ein Meister-Gitarrenbauer. Gibt es ein bestimmtes Holz, bei dem es besonders schwer ist, die Qualität zu beurteilen? Und, führt ihr die Qualitätseinstufung von Fichtenholz durch oder übernimmt das euer Lieferant, Pacific Rim Tonewoods? Read Answer
Gute Frage, Aaron. Ja, Pacific Rim Tonewoods übernimmt die Qualitätseinstufung des Fichtenholzes. Nachdem wir es geliefert bekommen, klassifizieren wir es oft noch zusätzlich, aber meistens ist die von ihnen durchgeführte Einstufung ziemlich passend. Bei anderen Holzarten führen wir häufig die Klassifizierung durch, wobei die Schönheit des Holzes an erster Stelle steht, gefolgt von Gewicht und Härte. Es dauert eine Weile, jemanden in dieser Aufgabe zu schulen, und erstaunlicherweise sind wir nicht in der Lage, dafür klare Definitionen festzulegen. Es erfordert einfach eine Menge Übung, wobei man möglichst viel Holz untersuchen muss. Die Tatsache, dass wir ein großer Hersteller sind und nicht ein durchschnittlicher Gitarrenbauer, der ein paar Dutzend Gitarren im Jahr baut, erlaubt es uns, das Holz in allgemeine Kategorien zu klassifizieren und unsere Gitarrenmodelle so zu entwerfen, dass sie aus Holz bestehen, das mit diesen allgemeinen Kategorien kompatibel ist. Diese Vorgehensweise ermöglicht es uns, gute Gitarren zu bauen. Die Toleranzen dieser Klassifizierung werden immer enger, je höher die Qualität und der Preis. Das ist eine der nicht so leicht nachvollziehbaren Aufgaben, die bei uns anfällt, und wir hängen dabei von Mitarbeitern ab, die lange genug bei uns bleiben, um ein Gefühl dafür entwickeln zu können.
Bob, warum habt ihr bei eurer 200er Serie und den Grand Concert-Modellen mit Nylonsaiten beim Cutaway auf den „abgerundeten“ Umriss gesetzt, im Gegensatz zum venezianischen Cutaway, das bei euch bei den meisten anderen Modellen mit Cutaway Verwendung findet? Irgendwie habe ich den Eindruck bekommen, dass es dafür Gründe geben könnte, die über ästhetische Vorstellungen hinaus gehen. Read Answer
Ja, Tanya, es gibt dafür tatsächlich einen sehr praktischen Grund. Die in Tecate hergestellten Gitarren haben Zargen aus Schichtholz: drei sehr dünne Schichten Holz, die unter hohem Druck zusammengeklebt werden. Hätte das Cutaway eine negative Kurve, wären wir nicht in der Lage, das Holz aus der Form herauszubekommen. Die Pressform ist so aufgebaut, dass ein Gegenstück in sie hineingepresst wird. Daher müssen alle Kurven nach oben zeigen. Die venezianischen Cutaways werden aus Massivholz gefertigt, das entsprechend gebogen wird, es wird nicht gepresst oder geklebt. Für diesen Zweck gibt es drei separate und spezialisierte Biegewerkzeuge. Wir wenden alle drei Werkzeuge nacheinander auf das Holz an, bis es vollständig gebogen ist. Das erlaubt auch einen komplexeren Umriss, der nicht in der Form steckenbleibt. Die Zargen aus Schichtholz können nicht stückweise geklebt werden. Es muss alles in einem Schritt erfolgen.
Ich frage mich schon lange, wie Sie die Tonhölzer für bestimmte Gitarrenmodelle auswählen. Von Ausbildung und Beruf her bin ich Ingenieur (mittlerweile im Ruhestand), was sich auch in meiner Lebenseinstellung widerspiegelt, weshalb mein Wissensdurst zusätzlich angeregt wurde, als ich kürzlich das Buch Engineering the Guitar von Richard Mark French gelesen habe. Der Artikel in der letzten Ausgabe von Wood&Steel hat wirklich eine ausführliche Erklärung der Eigenschaften von Tonhölzern geliefert, was aber zu einer neuen Frage führt: Wie kann man erkennen, ob eine bestimmte Holzart sich als gutes Tonholz eignet?
Angesichts Ihrer bewundernswerten Bemühungen um Nachhaltigkeit, bin ich mir sicher, dass Sie sich häufig darüber Gedanken machen, welche weiteren Holzarten für eine hochwertige Gitarre in Frage kommen könnten. Mit der Vielfalt an Baumarten in unserem Land und weltweit, kann ich mir eigentlich nur vorstellen, dass viele davon regelrecht darauf warten, als Tonhölzer entdeckt zu werden. Ich lebe nördlich im Zentrum von Pennsylvania, weshalb ich mich besonders dafür interessiere, ob sich Platane (für Zargen und Boden), die häufig als Zierbaum in Städten anzutreffen ist, und unser besonders typischer Baum, die Schierlingstanne (für die Decke), als Holzarten eignen würden.
Ich bin mir sicher, dass Sie das Urban Ash-Projekt erst nach ausführlichen Experimenten und weitreichenden Überlegungen ins Leben gerufen haben. Käme da vielleicht ein Artikel in Wood&Steel in Frage, der die Experimente und Tests beschreibt, die für die Wahl von Esche als Tonholz erforderlich waren und, vielleicht mehr im Allgemeinen, darüber aufklärt, wie Taylor für die Auswahl und Beurteilung anderer Holzarten für Gitarren vorgehen würde? Read Answer
Vince, diese Frage haben sich Menschen schon seit Generationen gestellt. Zunächst einmal muss ich sagen, dass es für uns kein Problem ist, festzustellen, ob ein Holz gut klingen wird. Wir können das sehen, fühlen, auch durch Klopfen prüfen. Eigentlich gibt es keine Holzarten, die darauf warten, entdeckt zu werden. Es gibt vielmehr Holzarten, die darauf warten, dass ihre Zeit kommt. Aber wie ein Chefkoch, der für eine bestimmte Zutat bereits aus Erfahrung weiß, wie sich diese geschmacklich auf das Gericht auswirken wird, ohne dabei ein Labor oder ein Ingenieurstudium zu benötigen, gilt das auch für uns als Gitarrenbauer. Es war für uns relativ einfach, zu prüfen, ob Urban Ash sich für den Bau von gelungenen Gitarren eignen würde. Wir haben uns dann etwas von diesem Holz besorgt und es bearbeitet, wobei wir von seinen Eigenschaften noch stärker beeindruckt waren. Warum wir es gewählt haben? Nun, einer der entscheidenden Gründe ist, dass wir dieses Holz leicht beschaffen können. Wenn man ein Holz nicht bekommt, hat es keinen Sinn, es zu verwenden. Viele der Gründe, die uns wichtig sind, für die Wahl eines Holzes, sind von praktischer Natur. Da steht an erster Stelle die Frage: Lässt sich daraus ein gut klingendes Instrument bauen? Dann ist es wichtig zu wissen: Können wir davon auch in näherer Zukunft ausreichende Mengen beschaffen? Weiterhin müssen wir prüfen, welche Oberflächenbehandlung optimal ist und wie das Endergebnis aussieht. Außerdem stellt sich die Frage: Gibt es dafür einen Platz in unserer Gitarrenlinie? Und schließlich: Steht es im Einklang zu unseren Zielen in Sachen Umweltschutz? Aber die wichtigsten Fragen sind stets: Können wir es beschaffen? Lassen sich daraus gebaute Gitarren verkaufen? Ist es lohnenswert, daraus eine Gitarre zu bauen und lohnt es sich für den Kunden, diese zu erwerben?
Was Ihre Frage bezüglich Platanenholz betrifft, ja, man kann daraus gute Gitarren bauen. Es ähnelt Ahorn. Und vielleicht kommt eines Tages der richtige Zeitpunkt, diese Holz zu verwenden. Es ist durchaus möglich, dass dies schon in näherer Zukunft passiert. Bis jetzt haben wir aber noch keinen Platz dafür in unserer Gitarrenlinie, weshalb wir es bisher noch nicht verwendet haben.
Wie steht ihr zu der Idee, eine nylonbesaitete GT zu bauen? Die kürzere Mensur wäre von Vorteil für Gitarristen wie ich, die kleinere Finger haben, um bestimmte klassische Gitarrenstücke leichter spielen zu können. Read Answer
[Anmerkung der Redaktion: unser Meister-Gitarrenbauer Andy Powers übernimmt die Antwort auf diese Frage.]
Sehr gute Frage, Mayo. Stahlsaiten haben meist eine viel größere Spannung als Nylonsaiten, mitunter 50 Prozent stärker oder sogar noch mehr. Mit einer geringeren Spannung haben die Nylonsaiten weniger Energie, um die Gitarrendecke zum Schwingen zu bringen und verstärkt zu werden. Die kürzere Mensur sorgt dafür, dass die Spannung der Saiten geringer wird, wodurch noch weniger Energie bereitsteht, um die Gitarrendecke zum Schwingen zu bringen. Um ausreichende Ansprache einer solchen Gitarre mit einer derart geringen Saitenspannung sicherzustellen, müsste diese aus besonders dünnem Holz bestehen, wodurch sie in der Praxis kaum zu handhaben wäre, oder, in entsprechender Proportion, wäre sie zu kräftig, wodurch sie einen enttäuschend schwachen Sound hätte.
Ein häufig von Gitarrenbauern gewählter Weg besteht darin, für die Verwendung mit Nylonsaiten die Größe des Korpus zu reduzieren, weil ein kleinerer Korpus so gebaut werden kann, dass er leichter in Schwingung zu versetzen ist, dabei aber noch ausreichend Stabilität aufweist, um nicht mit Leichtigkeit Schäden zu erleiden. Der Vergleich mit einem Auto ist hier hilfreich. Ein kleines, leichtes Fahrzeug kann schon mit einem kleinen Motor ausreichend schnell sein, während ein schweres Auto einen viel größeren Motor benötigt, um ausreichende Geschwindigkeit zu erreichen. Ein großes Auto mit einem zu kleinen Motor wird keine Rennen gewinnen. Das ist der Grund, warum nylonbesaitete Instrumente normalerweise einen kleineren Korpus haben und die Einzelteile leichter und dünner sind als bei stahlbesaiteten Gitarren.
Unabhängig davon kann ich Ihnen natürlich darin nur zustimmen, dass eine kürzere Mensur zu einem komfortableren Spielerlebnis führt. Wir sind stets darum bemüht, alle Möglichkeiten zu erforschen, die zu einer besseren Spielbarkeit bei hervorragendem Klang mit Nylonsaiten führen könnten.
Ich habe mir gerade vor einer Woche eine AD17 zugelegt und war anfänglich etwas enttäuscht, weil mir der Klang als etwas schrill und blechern erschien. Ich bin mit einem professionellen Instrumentenbauer befreundet, der auch Klaviere stimmt. Als ich ihm erzählt habe, welchen Eindruck ich vom Klang der Gitarre hatte, hat er mir geraten, meine Hörgeräte abzuschalten oder zumindest auf geringere Verstärkung einzustellen, weil für ihn die Gitarre ausgezeichnet klang. Nach Befolgen seines Rats war auch ich mit dem Klang zufrieden. Anscheinend ist es ihm aufgefallen, dass seine Kunden, die Hörgeräte verwenden, ihm mitunter sagen, dass ihr Klavier schrill oder etwas blechern klingt, nachdem er es gestimmt hat. Als er ihnen dann erklärte, dass dies an ihren Hörgeräten liegt, und was sie in dieser Hinsicht machen sollten, waren sie wieder mit dem Klang der Klaviere zufrieden.
Ich möchte es wetten, dass es mehr Leute wie mich gibt, die Hörgeräte verwenden und Gitarre spielen und sich wundern, warum ihre Gitarre so schrill und blechern klingt. Vielleicht könnt ihr das ja veröffentlichen, damit auch diese Menschen Abhilfe für dieses Problem finden. Hörgeräte sind hilfreich, führen aber auch zu einer gewissen Verzerrung des von uns wahrgenommenen Klangs. Es gibt keinen Ersatz für unser natürliches Gehör. Read Answer
Danke Richard, wir haben diese Information hiermit für unsere Leser veröffentlicht. Ich werde in Kürze ein Hörgerät bekommen. Ich habe da keine Lust drauf, weil ich für den Alltag nicht von noch mehr Dingen abhängig sein möchte, aber ich habe es auch leid, dass ich die Lautstärke vom Fernseher immer höherstellen muss. Wir haben uns früher über die Lautstärke des Fernsehers bei meinen Eltern amüsiert. Und jetzt ergeht es mir selbst genauso.
Jeder Besitzer einer Gitarre weiß, wie wichtig ein gut gebauter und dicht schließender Koffer für die Gesundheit des Instruments ist. Können Sie etwas mehr über die Herstellung Ihrer Koffer verraten und, noch wichtiger, die Vorgehensweise mit der Sie sicherstellen, dass die Gitarren geschützt und von Witterungseinflüssen abgeschirmt sind?
Ganz nebenbei: Ich besitze eine ältere 12-saitige Martin (D35-12 von 1967), die ich damals neu gekauft habe und nach zu vielen Jahren mit dem Standardkoffer von Martin, habe ich mir nun endlich einen Hardshell-Koffer von Martin Custom geholt. Ich habe da einen Koffer erhalten, der perfekt abdichtet und sehr robust gebaut ist, wie ich es noch nie gesehen hatte. Bietet Taylor auch einen vergleichbaren gut abdichtenden Koffer an? Read Answer
Scott, wir bieten einen Hardshell-Koffer aus Holz an. Er stellt keine vollständige Feuchtigkeitsbarriere dar, eignet sich aber gut als Schutz gegen zu viel Feuchtigkeit, sofern man ihn nicht über lange Zeit in einer schlechten Umgebung abstellt. Wie Sie bereits erwähnt haben, bietet Martin bestimmte Koffer an, die aus gegossenem Kunststoff bestehen und eine Gitarre von der Umgebung abschirmen.
Wenn ich mir über die praktische Seite dieser Frage Gedanken mache, komme ich zu folgenden Schlüssen, was auch erklärt, warum wir nicht beides anbieten. Zunächst einmal gilt es, dass eine Gitarre normalerweise häufig zum Spielen aus dem Koffer genommen und später wieder darin verstaut wird. Wenn sie sich nicht im Koffer befindet, ist sie den Umgebungsverhältnissen ausgesetzt. Wenn der Koffer offengelassen wird, wenn die Gitarre im Einsatz ist, dann gilt für das Futter des Koffers, dass es Feuchtigkeit aufnimmt oder abgibt. Wenn das Futter feucht ist und Sie eine Gitarre in diesem Koffer verstauen, kann dies ernste Folgen haben. Wir warten in der Tat ab, bis das Innere eines jeden Koffers die richtige Feuchtigkeit angenommen hat, bevor wir eine Gitarre darin zur Lagerung verstauen. Wir verpacken dann das Ganze in einem widerstandsfähigen Plastiksack, was eine sichere Lagerung über längere Zeit erlaubt. Wir verfrachten häufig Gitarren in Containern auf Schiffen in die ganze Welt, mitunter in äußerst raue Klimazonen, sei es heiß oder kalt, trocken oder feucht, wobei sie monatelang auf Reisen sind, aber dank eines solide gebauten Koffers und eines Plastiksacks ihr Ziel in gutem Zustand erreichen. Ein Plastikkoffer würde immer noch den Plastiksack erfordern. Wenn ich eine Gitarre bei mir zu Hause längere Zeit lagern wollte, würde ich sie einfach luftdicht in einem Plastiksack verschließen. Abgesehen von diesem Szenario leistet unser Hardshell-Koffer, der aus Schichtholz gefertigt ist und vollständig mit Vinyl überzogen ist, gute Arbeit. Das gilt insbesondere für den normalen Alltag einer Gitarre, wo diese ja andauernd aus dem Koffer herausgenommen und nachher wieder darin verstaut wird. Es ist hier von Koffern die Rede, die eine Barriere gegen Feuchtigkeit darstellen. Das ist schwer zu erklären, aber stellen Sie sich vor, Sie haben eine gestrichene Tür, die dadurch wasserabweisend ist. Die Tür kann aber dennoch abhängig von der Jahreszeit leicht anschwellen oder schrumpfen. Das liegt daran, dass Farbe und andere Schutzschichten für Dampf durchlässig sind.
Im Grunde bin ich daher der Meinung, dass die wichtigste Aufgabe eines guten Koffers darin besteht, eine Gitarre vor plötzlichen und extremen Änderungen der Witterung und insbesondere vor Stößen zu schützen. Das ist der Grund, warum wir unsere Koffer aus Holz herstellen. Außerdem können wir Koffer aus Holz selbst herstellen, während wir nicht über die aufwendige Technologie für die Herstellung von gegossenen Kunststoffteilen verfügen. Und wir stellen am liebsten unsere Produkte selbst her.
Meine Empfehlung ist, und war es immer schon, dass jeder, der eine gute Gitarre aus Massivholz besitzt, im Laufe der Zeit lernen sollte, für das Instrument die richtigen Feuchtigkeitsverhältnisse zu schaffen. Unser TaylorSense-System ist ein gutes Hilfsmittel zur Überwachung des Zustands Ihrer Gitarre und die Humidipaks eignen sich sehr gut zur Verbesserung der Feuchtigkeitsverhältnisse, egal ob es sich um eine Gitarrentasche oder einen Hardshell-Koffer aus Holz oder gegossenem Kunststoff handelt.
Bob, ich lese immer gerne eure Artikel zu den neuesten Innovationen von Taylor. Normalerweise gibt es da immer viel zu berichten über die interessanten Dinge, die im Werk passieren und die großartigen Gitarren, die ihr herstellt. Oft erhalten diese dann ausgezeichnete Testurteile von verschiedenen Zeitschriften. Wie jeder andere, der Produkte entwickelt, geht ihr mit Sicherheit aber auch immer wieder nach dem Verfahren des Versuchs und Irrtums vor. Gibt es da vielleicht ein Gitarrendesign oder -teil, von dem ihr überzeugt war, dass es ein Erfolg würde, es aber am Ende einen Misserfolg darstellte? Oder vielleicht umgekehrt, eine Innovation, die unmöglich erschien, aber am Ende ein Erfolg wurde?
Zum Abschluss dieses Leserbriefes muss ich unbedingt erwähnen, wie sehr ich es bewundere, wie ihr stets eure Leser dazu anregt, die Gitarren anderer Gitarrenbauer auszuprobieren und immer positiv über diese Instrumente redet, ohne jegliche Vorurteile. Read Answer
Hier ist eine Story, die Ihnen bestimmt gefallen wird, Randy. Wir haben vor Kurzem die AD27 Flametop vorgestellt. Schon seit Jahren haben wir Anfragen für Gitarren mit Ahorndecken erhalten, aber bisher immer abgelehnt. Dennoch habe ich mich aus verschiedenen Gründen dazu entschlossen, dies auszuprobieren. Andy hat dieser Plan nicht gerade begeistert, aber er versteht es, in einem Team zu arbeiten, was ausgezeichnet ist. Noch vor dem Bau einer Gitarre hat Andy meistens schon eine klare Vorstellung vom Endergebnis. Er braucht da nicht viel Versuch und Irrtum, wenn überhaupt. Bedenken wir dazu einmal, dass Beethoven Symphonien geschrieben hat, obwohl er taub war. Er konnte sich in seinem Kopf vorstellen, wie sie klingen. Wenn es um Gitarren geht, ist Andy da ganz ähnlich. Er sagte, dass eine solche Gitarre mit der Grand Pacific-Korpusform möglich wäre, aber nicht mit den anderen. Trotzdem hat er die anderen Korpusformen probeweise für mich gebaut. Und er hatte recht und hat mir auch gezeigt, warum. Eine solche Gitarre mit einer der anderen Korpusformen hatte zwar einen guten Klang, ließ sich aber nicht stimmen. Egal wie lange er auch die Gitarre stimmte, war es ihm nicht möglich, zwei verschiedene Akkorde zu spielen, die beide sauber gestimmt klingen würden. Die Grand Pacific lässt sich stimmen, was an der Form der Decke liegt, in Kombination mit den Zargen, und Andy wusste dies, während ich mir das wirklich nicht vorstellen konnte.
Angesichts der gegenwärtigen verzögerten Versandzeiten (die mittlerweile als normal gelten) vom Werk an die entsprechenden Zielorte weltweit und der nun längeren Lagerzeiten von Gitarren in unkontrollierten Umgebungen oder unter Umgebungsverhältnissen, die stark variieren (feucht, trocken, heiße/kalte Temperaturen), wie beurteilt ihr da die langfristige Stabilität des Holzes?
In eurer letzten Ausgabe (1. Ausgabe von 2022) habt ihr geschrieben, dass Holz ganz besonders dann geschützt werden muss, wenn es neu ist, also gerade erst aus dem Sägewerk kommt, um zu verhindern, dass es sich verzieht, was wahrscheinlich bei längerer Einwirkung der Witterung passiert, aber kann der Versand ähnliche Auswirkungen auf das Holz haben? Read Answer
Scott, ich spreche dieses Thema in meiner Antwort an den anderen Scott an, der uns zum Thema Gitarrenkoffer geschrieben hat. Vor ein paar Jahren haben wir angefangen, jede Gitarre so zu transportieren, dass wir die Tasche oder den Koffer mit der Gitarre in einem Plastiksack verschließen, bevor das Ganze dann in eine Kiste oder Karton kommt. Das rettet so manches Leben einer Gitarre. Die Feuchtigkeit wird damit konstant gehalten – die Gitarre wird zwar Temperaturschwankungen ausgesetzt, aber die in ihr gespeicherte Menge an Feuchtigkeit ändert sich nicht. Wir hatten damit gute Ergebnisse bereits vor den Transportverzögerungen infolge der Pandemie, aber es hat sich auch jetzt, wo so mancher Container irgendwo auf der Welt steckenbleiben kann, als wirkungsvolle Lösung erwiesen. Ich bin wirklich zufrieden mit dieser Technik, auch wenn es mich und Scott Paul natürlich stört, dass wir erneut zu Plastik greifen müssen. Aber ich denke, eine Gitarre, die ein Leben lang halten kann, in einen Plastiksack zu packen, ist im Vergleich dazu, dass man so manches Alltagsprodukt in Plastik verpackt kauft, das eigentlich kein Plastik bräuchte, durchaus vertretbar. Ich kann zum Beispiel nicht verstehen, warum man eine Zange in Plastik verpackt verkauft, das man nur mit einer Schere aufschneiden kann. Das macht für mich keinen Sinn. Ich verzichte durchaus auf eine Plastikseifendose, aber ich denke, eine Gitarre, die Generationen halten kann, hat sich einen Plastiksack verdient.
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