Anmerkung der Redaktion: Diesmal hat Kurt Listug seinen Kollegen Tim O’Brien, VP of Marketing bei Taylor, dazu eingeladen, einen Gastbeitrag für diese Kolumne zu schreiben.
Wie Bob Taylor zu sagen pflegt: „Das Einzige, das besser ist als eine gute Story, ist eine gute Story, die auch wahr ist.“ Diese Worte haben mir immer schon gefallen, weil sie für mich treffend meine Einstellung zum Marketing wiedergeben, genauer gesagt, zum Marketing bei Taylor Guitars.
Aus guten Gründen ruft das Wort Marketing meist gemischte Gefühle hervor. Von Natur aus zielt Marketing häufig darauf ab, das Gewöhnliche fantastisch erscheinen zu lassen. Aber hier bei Taylor wird unsere Rolle im Bereich Marketing nicht dadurch bestimmt, wie überzeugend wir wirken können. Sie wird dadurch bestimmt, wie ehrlich wir sein können.
Kurt Listug (mein Chef) hat dieser Perspektive zusätzlichen Nachdruck verliehen, während er jahrzehntelang unsere Werbeaktionen beaufsichtigt hat, indem er uns immer wieder daran erinnert hat, keine Werbung zu machen, in der die Wahrheit verzerrt würde, sondern den Leuten einfach das zu vermitteln, was wir machen oder von dem wir selbst überzeugt sind. Wenn das, was wir machen, nicht ansprechend genug ist, dann ist das unsere Schuld.
Einer der Gründe, warum ich wirklich gerne das Marketing-Team hier bei Taylor leite, liegt darin, dass unsere Aussagen auf den realen Dingen bei Taylor basieren – unsere Gitarren, unsere Mitarbeiter, unsere Initiativen -, um diese mit Ihnen, den Gitarristen, auf ansprechende und ehrliche Art und Weise zu teilen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Wir lieben kreative Ideen. Aber diese Ideen bauen stets auf irgendeinem realen Aspekt von Taylor auf.
In unserem Unternehmen und in meinem Marketing-Team ist Authentizität sehr wichtig. Sie hat wirklich einen hohen Stellenwert.
Bevor unser Marketing-Team das Dokumentar zu unserem Ebenholz aus Westafrika gefilmt hat (Das Ebenholzprojekt), hat Bob mir gesagt: „Tim, um diese Story erzählen zu können, musst du erst einmal selbst Kamerun besuchen.“ Ein Jahr bevor wir ein Filmteam zu unserer Crelicam-Mühle in Yaoundé geschickt haben, habe ich daher erst einmal zwei Wochen mit Bob und den Mitarbeitern von Crelicam dort verbracht, um mich mit der Kultur, der Stadt und den Menschen vertraut zu machen. Das war zweifellos einer der Höhepunkte meiner Karriere. Und das Ergebnis ist ein Dokumentar zum Ebenholz aus Crelicam, das die Story auf wirklich authentische Art vermittelt.
Zum Zeitpunkt, an dem ich diese Zeilen schreibe, stellen wir gerade mehrere neue Gitarren aus hawaiianischem Koa-Holz vor. Das Marketing-Team hat schon lange die Story zum Koa-Holz, die tief in der einzigartigen Kultur und Geschichte von Hawaii verwurzelt ist, erzählen wollen. Aber genau wie es mir mit dem Ebenholz erging, wollten wir als Unternehmen diese Geschichte erst erzählen, nachdem wir uns aus erster Hand damit vertraut gemacht haben.
Vor etwas mehr als zwei Jahren hat ein Team von Taylor Mitarbeitern, das Kollegen aus den Bereichen Marketing, Vertrieb, Produktentwicklung, Produktion und sogar Finanzen umfasste, sich mit Bob Taylor und Steve McMinn von Pacific Rim Tonewoods (unser Partner bei Siglo Tonewoods, in dieser Ausgabe berichten wir darüber) ein paar Tage lang mit Koa vor Ort befasst. Wir haben mehrere Koa-Wälder besucht und dabei die Schäden gesehen, die verwildertes Vieh an Koa-Bäumen anrichten kann, die nicht durch Zäune geschützt sind. Wir haben uns mit Experten getroffen, die an bahnbrechenden Technologien arbeiten, um gesunde Koa-Bäume zu vermehren, die sich für den Bau von Musikinstrumenten eignen. Und wir haben Siglo Forest erkundet: 229 Hektar Weideflächen, die Bob Taylor im Jahr 2018 erworben hat, um Koa und andere einheimische Bäume anzupflanzen. Wir haben sogar dabei geholfen, die ersten Koa-Bäume auf dem Siglo Grundstück zu pflanzen.
Mit dem gegenwärtigen Plan (bis zum Jahr 2030 sollen 150.000 Koa-Bäume gepflanzt werden) werden wir demnächst, wenn die Bäume ausgewachsen sind, jedes Jahr ausreichend Koa-Holz sachgerecht ernten können, wobei stets dementsprechend neue Bäume angepflanzt werden, was sämtlichen Bedarf bei Taylor decken wird und es erlauben wird, einen guten Anteil auch an andere Instrumentenbauer zu vertreiben.
Nach zehn Jahren Leitung des Bereichs Marketing bei Taylor, möchte ich nun die Worte von Bob durch meine eigenen ersetzen. Wie wäre es mit: „Die einzige Story, die es lohnt, zu erzählen, ist eine, die auch wahr ist.“ Das klingt für mich passend.