Bob Taylor seated on stack of mahogany wood

BobSpeak

Taylor wird fünfzig

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Zu Anlass des 50. Jubiläums von Taylor Guitars, erinnert sich Bob an verschiedene Phasen der Entwicklung des Unternehmens.

Taylor Guitars wurde am 15. Oktober 1974 gegründet, was bedeutet, dass noch ein Dreiviertel des Jahres verstreichen muss, bevor ich sagen kann, dass wir offiziell unseren 50. Geburtstag erreicht haben. Aber an diesem Tag werde ich ganz sicher darauf anstoßen. Wie dem auch sei, wir schreiben das 50. Jahr unseres Bestehens und das regt mich ganz klar zum Nachdenken an. Ich habe kürzlich gehört, dass zum Zeitpunkt, als Fender sein 50. Jubiläum erreichte, Leo Fender bereits seit 29 Jahren nicht mehr unter uns weilte. Nun, was mich antrifft, bin ich immer noch hier, so leicht wird man mich nicht los und ich kann zufrieden sagen, dass es die Freude meines Lebens ist, eine so interessante Leidenschaft und Karriere zu haben, und dass ich niemanden beneide.

Wenn ich an die Kapitel der vergangenen 50 Jahre denke, stellen sie alle wichtige Abschnitte dar. Die ersten Jahre, in denen ich alles darauf gesetzt habe, meine Fähigkeiten als Gitarrenbauer zu verbessern, um mit den Ergebnissen meiner Arbeit zufrieden zu sein, die ich tagsüber aber auch bis spät in den Abend mit meinen eigenen Händen verrichtete. Dabei habe ich gelernt, wie schwierig es ist, alles richtig zu machen. Jene Tage, in denen wir noch unbekannt waren und nicht in der Lage waren, die für das Funktionieren des Unternehmens erforderliche Anzahl an Gitarren zu verkaufen. Unsere ersten Stände auf Handelsmessen, wo wir gespannt unsere Gitarren vorstellten, jener wunderbare Geruch von frisch in Farbe gedruckten Katalogen, für die wir unsere letzten Pfennige opfern mussten und der Geruch des neuen Teppichs in unserem Korridor. Der Aufbau des kleinstmöglichen Werks und die Ausstattung mit Maschinen und Werkzeug, das Einstellen von Mitarbeitern. Unsere Mitarbeiter darin schulen, wie man einen Gitarrenkorpus baut, einen Gitarrenhals, wie man eine gute Lackierung aufbringt. Bundstäbe, wie man sie mit dem Hammer am Griffbrett anbringt, wie man einen Schleifblock und Feilen verwendet.

Es wurde dann leichter, als wir unser Werk besser ausgestattet hatten und unser Team immer mehr seine Fertigkeiten verbesserte. Dann traf uns die harte Realität, dass von Jahr zu Jahr das Holz, das wir verwendeten, immer schwieriger zu beschaffen war und zunehmend international reglementiert wurde. Worte wie „Nachhaltigkeit“ gewannen Bedeutung, nicht nur langfristig gesehen, sondern jetzt auch für die nahe Zukunft. Während mir diese Umstände klar wurden, waren unsere Gitarren immer besser geworden, wir hatten unsere eigenen Korpusformen, unseren eigenen Stil und Markenauftritt entwickelt. Obwohl wir den Eindruck hatten, dem Wandel der Zeiten hinterherzulaufen, erfüllte uns das ganz individuelle Spielgefühl und der ganz eigene Klang und Stil unserer Gitarren mit Stolz. Wir bauten Taylor Gitarren, keine Kopien von Modellen anderer Marken. Das zu erreichen, war nicht gerade einfach, aber es ist uns gelungen, langsam, aber sicher.

Unsere Produktion wuchs. Wir hatten nun einen bedeutenden Marktanteil. Plötzlich gab es Leute, denen wir ein Dorn im Auge waren! Sie können sich sicher sein, dass Sie etwas erreicht haben, wenn Leute auftauchen, die praktisch alles kritisieren, was Sie machen und verkaufen, ja was Sie sagen und denken,  Auf der anderen Seite hatten wir nun Fans. Leute, die unsere Gitarren liebten. In der Tat zeigten die Zahlen, dass etwas über 40 Prozent der Käufer von Gitarren sich für unsere Marke entschieden. Dennoch fiel es mir schwer, die Leute, die uns nicht leiden konnten, einfach zu ignorieren, trotz unseres Erfolges.

Es kam schließlich die Notwendigkeit auf, uns stärker darum zu kümmern, auf welchen Wegen wir unser Holz beschafften. Für einige Holzarten war nach wie vor alles in Ordnung, wir konnten sie weiterhin problemlos von unseren Lieferpartnern beziehen, darunter Pacific Rim Tonewoods aus Washington, Gemwood aus Indien oder Madinter aus Spanien. In anderen Fällen wurde es uns aber klar, dass wir uns stärker dafür einsetzen und Partnerschaften eingehen müssten, immer wo dies möglich wäre – für Ebenholz und Koa-Holz haben wir in der Tat diesen Weg eingeschlagen. Wir gingen also Partnerschaften mit Madinter für die Beschaffung von Ebenholz in Kamerun und Pacific Rim Tonewoods für die Beschaffung von Koa-Holz auf Hawaii ein. Das waren wirklich gute Entscheidungen. Dann kam die Gelegenheit der Zusammenarbeit mit West Coast Arborists, die es uns ermöglicht hat, das Holz von Bäumen aus urbanen Gebieten in Kalifornien, die gefällt werden mussten, zu beschaffen, woraus wir tausende von Gitarren gebaut haben.

Das ganz individuelle Spielgefühl und der ganz eigene Klang und Stil unserer Gitarren erfüllte uns mit Stolz – wir bauten keine Kopien von Modellen anderer Marken.

Dann gesellte sich Andy Powers zu uns und übernahm die Rolle des Meister-Gitarrenbauers. Es gibt auch Leute, die ihn nicht leiden können. Da fühle ich mich jetzt etwas besser. Aber auch er hat viele Fans. Es entstand eine wirklich gute Partnerschaft zwischen uns, die auch Eigenkapital des Unternehmens umfasste: Es war das erste Mal, dass Kurt und ich einen zusätzlichen Partner mit Beteiligung am Unternehmen willkommen hießen.

Dann kam der Tag, an dem wir vollständig in den Besitz unserer Mitarbeiter übergingen, mit dem Ziel, Taylor so zu erhalten, wie es ist, und das auch in fernerer Zukunft, wenn Kurt und ich aufgrund unseres Alters nicht mehr das Unternehmen leiten können. Der Zahn der Zeit siegt am Ende immer, es macht keinen Sinn, das zu verleugnen, weshalb auch wir irgendwann eine Lösung dafür gesucht haben. Später haben wir Andy zum Präsidenten und CEO ernannt. Ja, es gibt Veränderungen, aber wir haben diese stets so gut wie möglich umgesetzt.

Fünfzig Jahre Veränderungen. Ein Werk in den USA und ein Werk in Mexiko, unser eigenes, beinahe weltweites Vertriebsnetzwerk, Holzwirtschaft in Kamerun und auf Hawaii. Ich bin nicht in der Lage, auswendig alle Länder und Staaten zu nennen, in denen wir Einkommenssteuer zahlen müssen. Gesetze, Vorschriften, Mitarbeiter, Kulturen, Sprachen. Sie, liebe Leser, wissen möglicherweise nicht, dass wir unseren Produktführer Wood&Steel in sechs Sprachen drucken.

Das waren also die Abschnitte der Geschichte von Taylor Guitars der letzten fünfzig Jahre, jedenfalls so, wie ich mich an unsere Erlebnisse erinnere. Eine Geschichte, die mir wirklich am Herzen liegt. Es rührt mich, dass Sie diesen Artikel lesen, weil Sie unsere Gitarren mögen und sich für unser Unternehmen interessieren. Natürlich stehen die Gitarre und Sie, der Gitarrist, stets an erster Stelle. Alles dreht sich darum.

So, in rund 800 Wörtern haben Sie nun unsere fünfzigjährige Geschichte gelesen. Wenn Sie aber mehr wissen möchten, dann hören Sie sich doch die Podcasts an, die Kurt und ich aufgenommen haben und in denen wir zusammen unsere Geschichte erzählen. Wir werden diese als Serie in diesem Jahr herausgeben. Diese Gespräche sind tiefgründig. Wir erinnern uns. Das sind ein paar wirklich spannende Storys, die ich mir sogar selber gern anhöre! Wenn Sie das interessiert, hoffe ich wirklich, dass Sie einmal reinhören.

Vielen Dank für diese 50 Jahre!

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Bob Taylor seated on stack of mahogany wood

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Meine erste Weggabelung

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Bob erzählt von Mike Broward, ein Freund aus Kindertagen, ohne den es Taylor Guitars vielleicht nicht geben würde.

Ich mache mir oft Gedanken. Ich habe den Eindruck, dass wir auf dem Weg unseres Lebens immer wieder kleinen Weggabelungen begegnen. Und ich bin auch davon überzeugt, dass wir erst wissen, welche davon am wichtigsten waren, wenn wir zurückblicken. Vor einem Monat ist eine wichtige Weggabelung meines Lebens verschieden. Und ich habe über sie nachgedacht. Nein, besser gesagt, über ihn.

Mike Broward.

Hier sind einige der Fragen, die man mir immer wieder stellt: „Bob, wann kam der Tag, an dem du wusstest, dass du Gitarren bauen würdest?“ „Wann kam der Durchbruch?“ „Was ist passiert, das alles verändert hat?“ „Hast du immer schon gewusst, dass Taylor Guitars so ein großer Erfolg werden würde?“

Meine Antwort ist stets: „Keines davon.“ Für mich hat es nie einen Tag gegeben „an dem alles angefangen hätte“ oder „der alles verändert hätte“. Für mich war es stets ein kontinuierlicher Fortschritt, manchmal kam sogar das Gefühl auf, dass es ein Rückschritt wäre, oder zumindest ein rückwärts gerichteter Fortschritt, aber das gibt es wohl kaum.

Früher versuchte ich da stets, wenn man mich interviewte, irgendeinen wichtigen Moment anzugeben, weil es ja von mir erwartet wurde, um die Story interessant zu machen. Irgendwann habe ich aber aufgehört, zu versuchen, Momente wichtiger erscheinen zu lassen, als sie in Wirklichkeit waren. Ich musste aber dennoch einen Weg finden, nicht grob oder langweilig zu klingen, also habe ich angefangen, von wichtigen Weggabelungen in meiner Vergangenheit zu erzählen, jene Entscheidungen oder Ereignisse, die auf die eine oder andere Art und Weise zu unserem Erfolg beitrugen. Neulich wurde mir dann klar, dass Mike Broward die erste Weggabelung darstellte, denn ohne ihn wäre es durchaus möglich, dass es Taylor Guitars niemals gegeben hätte.

Als ich in die dritte Klasse ging, da war ich etwa 8 Jahre alt, wohnte in meiner Nachbarschaft ein Junge, der Gitarre spielte. Er hieß Mike. Er machte Musik in seiner Garage, die auf die Straße gerichtet war. Er hatte eine E-Gitarre, einen Verstärker und ein daran angeschlossenes Mikrofon. Bei offener Garage spielte er Gitarre und sang dazu, für alle, die gerade passierten. Ich glaube, er war damals 11 oder 12 Jahre alt. Er war jedenfalls älter als ich. Ich kann mich an die Songs erinnern, die er spielte. Ein paar Surf-Songs. Aber auch frühen britischen Rock ‘n’ roll aus den 60ern: „Mrs. Brown, you’ve got a lovely daughter“, sang er da, wobei er versuchte, den britischen Akzent zu imitieren. Ich schaute immer so lange zu, wie er spielte, oder bis mein Vater mich rief, weil das Abendessen fertig war.

Ich habe ihm eine schrottige Akustikgitarre für drei Dollar abgekauft und er hat mir beigebracht, „Green Onions“ zu spielen. Nur die Melodie. Keine Akkorde. Die kamen später, als er mir die Akkorde für „Michael, Row the Boat Ashore“ beigebracht hat.

Diese Gitarre hat mich einfach fasziniert. Wie wurde sie gebaut? Ich musste es einfach wissen. Sie hatte einen aufgemalten Einband, den ich irgendwann abgeschliffen und neu aufgemalt habe. Kurz darauf habe ich den Hals abgesägt, um ihn aufzubewahren, weil ich den Plan hatte, mit ihm eine E-Gitarre wie die von Mike zu bauen. Dieser Versuch ist aber gescheitert.

Mike war ein guter Freund, der bei mir die Leidenschaft für Gitarren entfacht hat, und ich sage Ihnen, diese Leidenschaft hätte ich möglicherweise sonst nie entwickelt. Und was die Gitarre angeht, die mich drei Dollar gekostet hatte, war das billig genug, um mich nicht davon abzuhalten, sie zu schleifen, zu bemalen und den Hals abzusägen. Was wäre passiert, wenn es eine gute Gitarre gewesen wäre? Mein Leben könnte dann ganz anders aussehen.

Ohne Mike wäre es durchaus möglich, dass es Taylor Guitars niemals gegeben hätte.

Als ich Mike bereits zwei Jahre lang kannte, bin ich in eine andere Gegend umgezogen. Taylor Guitars war bereits 20 Jahre im Geschäft, als es dazu kam, dass wir wieder Kontakt aufnahmen. In den darauffolgenden 30 Jahren haben wir uns dann immer wieder geschrieben und mitunter getroffen.

Mike ist stets bei der Gitarre geblieben. Er wurde Profi-Gitarrist und Sänger und hat das sein ganzes Leben lang gemacht, bis er diese Welt verließ. Die Songs, die er schrieb, spielte und sang, sind am besten als Beach Music, Island Music und Musik für das Wochenende zu beschreiben. Und er machte das richtig gut. Seine Akustikgitarre war eine Taylor, worauf ich stolz war. Er ist unerwartet verschieden – es war ein Schock für uns alle, wie er krank wurde und innerhalb von ein paar Wochen starb.

Mike Broward, vielen Dank dafür, dass du eine so positive und wichtige Verzweigung meines Lebenswegs warst. Nur jetzt, wo ich zurückblicke, ist mir klar, wie wichtig diese Verzweigung war, auch wenn ich schon oft über Mike geschrieben habe. Nachdem uns Jimmy Buffett nur ein paar Wochen nach Mike ebenfalls verlassen hat, haben wir zwei Parrot Heads verloren. Ich war ein Fan von beiden, sie haben tolle Musik gemacht. Aber Mike habe ich noch mehr zu verdanken.

Wenn Sie seine Musik kennenlernen möchten, können Sie ihn auf YouTube finden.

BobSpeak

Mehrwert anbauen

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Es braucht mitunter viel Zeit, um etwas Besonderes entstehen zu lassen, sei es eine Gitarre oder ein Baum.

Diesmal möchte ich ein paar Zeilen zu Andys neuer E-Gitarre schreiben, für die er die Marke Powers Electric gegründet hat. Sie ist eine fantastische Gitarre, über die in dieser Ausgabe sowohl Kurt als auch Andy selbst schreiben. Weiterhin gibt es einen eigenen Artikel von unserem Redakteur, Jim Kirlin, über dieses besondere Instrument. Dabei ist es interessant zu vergleichen, wie sich jeder von uns zu der Entwicklung dieser Gitarre äußert. Andys Worten fällt da natürlich die größte Bedeutung zu, weil diese Gitarre ja schließlich das Ergebnis seiner jahrelang ausgereiften Ideen ist. Sowohl Andy als auch ich neigen dazu, jene Dinge selbst zu bauen, die wir uns sonst nicht leisten könnten. Andy konnte sich die Gitarre, von der er träumte, nicht leisten, also hat er sie selbst gebaut. Wirklich klasse ist dabei, dass Sie jetzt auch in der Lage sein werden, sie zu erwerben – vielleicht nicht sofort, weil wir sie anfänglich erst in kleinen Stückzahlen bauen werden.

Mir gefällt es, dass Kurt nicht nur ein Kollege, sondern auch ein Fan von Andy ist. Er und Andy verstehen sich bestens und führen so manches produktives Gespräch über Design, Geschäftsstrategien und Markenauftritt. Sie debattieren mitunter ausgiebig solche Themen, woraus gegenseitige Bewunderung und Respekt entsteht. Es ist toll, dass sie solche Gespräche führen können, und ich weiß, dass Kurt und Andy sich ausgiebig mit der zukünftigen Weiterentwicklung von Powers Electric beschäftigt haben.

Sowohl Andy als auch ich neigen dazu, jene Dinge selbst zu bauen, die wir uns sonst nicht leisten könnten.

Wenn Andy an seinen Ideen arbeitet, tut er dies meist allein. Jeden Freitag arbeitet er in seinem Studio zu Hause, wo er praktisch ungestört arbeiten kann. Sobald er etwas fertig hat, bringt er es zu mir und Kurt, mitunter noch ein paar anderen Kollegen, um seine Vorstellungen und Ideen zu mit uns zu teilen, indem er eine Gitarre demonstriert und darauf spielt. Er tut dies meist mit ausgeprägtem Enthusiasmus, was immer eine gute Vorgehensweise ist. Ich selbst neige dazu bei meinen Ideen sehr früh, was bedeutet, dass ich mitunter schon am nächsten Tag deutlich weiter gekommen bin oder sogar die Idee komplett an den Nagel gehängt habe. Andy teilt seine Ideen erst viel später mit uns, und je nachdem, worum es sich handelt, kann es sein, dass er dann mit der Umsetzung der Idee schon fast fertig ist. Er hat Geduld. Mitunter bekomme ich frühe Versionen zu sehen, was ich zu schätzen weiß.

Dann habe ich hier und dort einen Kommentar oder eine Frage zu irgendeinem Detail, was manchmal sogar zu Ideen führt, die Andy berücksichtigt. Es macht Spaß, an diesem Prozess teilzunehmen. Es ist stets lohnenswert, ganz gleich ob es sich um einen ersten Prototyp (immer eine Gitarre, auf der man spielen kann) oder das vollendete Produkt handelt, wie jetzt bei der Powers Electric.

Was Entwicklung betrifft, sagen wir gerne: „Wir sind zu 90 Prozent fertig, aber wir haben noch 90 Prozent vor uns.“ Das war ganz klar der Fall, als ich dabei zuschaute, wie Andy sein Team von Schlossern, Ingenieuren, Lackierern, Gitarrenbauern, Grafikern und einer guten Portion an Alleskönnern zusammenstellte. Diese letzten 10 Prozent Arbeit fühlen sich ungefähr so an, wie wenn man sich auf ein Formel-1-Rennen vorbereitet, wo jedes kleinste Detail zählt.

Was Entwicklung betrifft, sagen wir gerne: „Wir sind zu 90 Prozent fertig, aber wir haben noch 90 Prozent vor uns.“

Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen und es ist eine Freude, daran teilzunehmen. Wir lassen uns Zeit. Es ist kein Sprint in Richtung der Produktion hoher Stückzahlen. Wir können uns den Luxus erlauben, in aller Ruhe vorzugehen.

Dennoch hoffe ich, dass es nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen wird, wie ein Ebenholzbaum zum Heranwachsen benötigt. In dieser Ausgabe berichtet Scott Paul von unserer Reise nach Kamerun Anfang des Jahres. Wir haben diese Reise mit Spannung erwartet, weil wir ja ein paar Jahre lang aufgrund der Einschränkungen im Rahmen der Pandemie nicht in der Lage dazu waren. Es war schön, unsere Ebenholzmühle Crelicam aufzusuchen und unsere rund 50 Mitarbeiter zu begrüßen. Besonders lohnenswert war es, den Wald und die Dörfer vor Ort zu besuchen, deren Gemeinden am Ebenholzprojekt teilnehmen. Wir waren angenehm überrascht davon, wie gut die Ebenholzbäume wachsen: gesund, gerade und kräftig.

Wir haben auch große Fortschritte in der Anpflanzung verschiedener Obstbaumarten gemacht, was wir den Gemeinden versprochen haben, sich aber anfänglich als wesentlich schwieriger erwiesen hatte, als das Anpflanzen von Ebenholzbäumen. Wir hätten uns das nie ausmalen können, schließlich hatten wir ja viel weniger Kenntnisse bezüglich der Pflanzung von Ebenholzbäumen, weil das ja bisher niemand im größeren Maßstab getan hatte. Es hat sich gelohnt, die Fortschritte zu betrachten und festzustellen, wie selbst während der Pandemie unser Projekt weiter gewachsen ist, weil wir vor Ort in Kamerun über das entsprechende Personal verfügen und daher keine externe Abhängigkeit haben. Diese Tatsache allein hat dafür gesorgt, dass mehrere andere Projekte in der Umgebung angefangen haben, sich für unser Schaffen zu interessieren.

Selbst während der Pandemie ist unser Projekt weitergewachsen, weil wir vor Ort in Kamerun über das entsprechende Personal verfügen und daher keine externe Abhängigkeit haben.

Einer der Vorteile, der mir an der digitalen Version von Wood&Steel besonders gefällt, ist die Möglichkeit, Videos zu verwenden, um Beiträge zu vermitteln. Sie finden hier ein nettes Video über unsere Reise. Dann gibt es auch noch ein längeres Video über die Produktion von Gitarrendecken bei Pacific Rim Tonewoods, unserem langjährigen Lieferanten für Fichtenholz und Ahorn und Partner für die Beschaffung von Koa-Holz. Ohne dieses Unternehmen wäre Taylor Guitars bestimmt nicht das, was es heutzutage ist. Dieses Video hat die Länge einer Dokumentarsendung, ist aber sehr sehenswert, wenn Sie gerne mehr über Gitarren lernen. Ich gehe mal davon aus, da Sie ja gerade Wood&Steel lesen. Viel Spaß beim Anschauen. Es wird da richtig viel erklärt.

Dazu möchte ich noch Andy Allo erwähnen, die Scott und mich auf dieser Reise nach Kamerun begleitet hat. Sie erscheint auch in dem Video (und weiteres Material ist in Bearbeitung). Sie ist eine hervorragende Musikerin und Schauspielerin. Sie nimmt an der Serie Upload von Amazon teil, die mir gut gefällt – sollten Sie sich ruhig mal selbst anschauen. Ich habe schon einige Leute eingeladen, mich nach Kamerun zu begleiten – niemand war dabei so unkompliziert wie sie. Ich meine, sie ist ja dort aufgewachsen, weshalb ich ihr praktisch nichts erklären musste. Sie hat ihr viele Jahre lang nicht benötigtes Französisch herausgekramt und mir das übersetzt, was die Leute uns zu sagen hatten, was eine große Hilfe war. Es war mir eine Freude, sie kennenzulernen. Wenn Sie sich Upload anschauen, wird Ihnen auffallen, dass sie lächelt während sie spricht. Und sie hat uns in Kamerun mit ihrem Lächeln in den Wald und zurück begleitet. Einfach wunderbar.

BobSpeak

Wenn Ungeduld eine Tugend wird

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Nach fünf Jahrzehnten in der Gitarrenbranche, weiß Bob mittlerweile, dass es zwar Dinge gibt, auf die es sich lohnt, zu warten, aber eine schnelle Reaktion und Einsatzbereitschaft die Haupttreiber für Innovation sind.

Ich schreibe diese Zeilen gerade in den ersten Tagen von 2023. Wenn ich mein Jahr beim American Dream dazuzähle, wo ich im Alter von 18 Jahren gearbeitet habe, bevor Kurt und ich Taylor Guitars gegründet haben als ich 19 war, habe ich es jetzt praktisch ein halbes Jahrhundert lang geschafft, ohne einen normalen Job auszukommen! Sie können sich nicht vorstellen, wir sehr ich dafür dankbar bin.

Auch wenn ich mich im Zuge dieser Laufbahn mitunter völlig abgearbeitet habe und mitunter die stärksten Sorgen hatte, ja am Anfang rund 10 Jahre lang jeden Pfennig umdrehen musste, ist sie dennoch die Freude meines Lebens. Ich kann es schwer beschreiben, wie sehr ich mich hier bei Taylor zuhause fühle und wie jedes neue Jahr genauso spannend wie das letzte ist.

Was den American Dream angeht: Wir haben neue Modelle in unserer Serie mit dem gleichen Namen – mehr dazu in dieser Ausgabe. Dazu möchte ich erzählen, dass Kurt und ich damals ein Problem hatten, das wir erst nach der Übernahme der American Dream-Werkstatt 1974 bemerkten. Wir durften deswegen nicht den Namen American Dream verwenden. Das war einer der Gründe, warum wir den Namen Taylor gewählt haben, aber wir liebten die Bezeichnung American Dream Guitars. Es war eine echte Enttäuschung, am ersten Tag zu erfahren, dass wir den Namen nicht verwenden durften.

Aber die Zeit verging und irgendwann war der Name dann wieder verfügbar und wir haben ihn registrieren lassen, zu einem Zeitpunkt, an dem wir schon lange als Taylor Guitars bekannt waren. Um die Registrierung zu behalten, hat man uns erklärt, müssten wir hin und wieder ein paar Gitarren mit der Markenbezeichnung American Dream bauen, ich glaube, etwa alle 10 Jahre. Das haben wir getan.

Im Laufe der Jahre war ich immer wieder enttäuscht, wenn wir uns zu geduldig mit Dingen verhalten haben, bei denen ein schnellerer Fortschritt möglich gewesen wäre.

Während der COVID-Pandemie hatten wir Lieferkettenprobleme und die Verkaufszahlen waren schwer vorherzusehen, hinzukam, dass unser Tecate Werk außer Betrieb war. Dies stellte die perfekte Gelegenheit dar, diesem Markennamen neues Leben zukommen zu lassen. Daraus entstand also die American Dream-Serie. Sie bedeutet mir und Kurt sehr viel. Ich finde es toll, dass wir den Namen verwenden, und das dies auf natürliche Weise erfolgte. Was mir ebenfalls gefällt, ist, dass die Serie ein eigenes Design hat und eine Menge Qualität zu einem guten Preis bietet. Es ist schon erstaunlich, wie die Dinge mitunter von selbst kommen, sofern man geduldig ist und dies zulässt.

Aber diese Geduld muss an der richtigen Stelle angewandt werden. Im Laufe der Jahre war ich immer wieder enttäuscht, wenn wir uns zu geduldig mit Dingen verhalten haben, bei denen ein schnellerer Fortschritt möglich gewesen wäre. Und ich habe mich natürlich jedes Mal gefreut, wenn der Bedarf entstand und wir eine Verbesserung umsetzten, eine Innovation erzielten oder uns sogar eine regelrechte Erfindung gelang, weil wir diesen Fortschritt brauchten und nicht weiter warten wollten. Ein Beispiel dafür sind unsere Gitarrenhälse, die wir entsprechend überarbeitet haben, um sie noch schlanker und wartungsfreundlicher zu gestalten. Ein weiteres Beispiel ist, wie wir aufgrund der strikten neuen Emissionsbestimmungen in Kalifornien entsprechende Verfahren regelrecht erfinden mussten, um die ersten Akustik-Gitarren mit einer Lackierung zu bauen, die mit UV-Licht ausgehärtet wird, die gleichzeitig auch klangliche Vorteile bietet. Dabei wäre Geduld ein ganz klarer Fehler gewesen. Dabei muss ich unbedingt auch unsere Bemühungen um die Wiederaufforstung erwähnen. Ich bin wirklich froh, dass wir uns damit beschäftigen. Ungeduldig pflanzen und dann geduldig warten.

Ich bin auch sehr zufrieden mit allen Erfindungen und Innovationen, die Andy umgesetzt hat. Von kleinen Veränderungen bis hin zu Erfindungen wie die V-Class-Architektur oder die ergonomischen Builder’s Edition-Modelle, insbesondere die mit einem Cutaway mit Konturen, was sehr schwer umzusetzen ist.

Ich wünschte, wir könnten unseren Lesern ein paar der Dinge zeigen, die sich in Entwicklung befinden und an denen Andy gerade täglich arbeitet. Das sind wirklich spannende Dinge. Er hat tolle Ideen, weshalb ich echt gespannt in die Zukunft blicke. Und er kann auf ein ganzes Team von einsatzbereiten und erfahrenen Kollegen zurückgreifen, um seine Entwicklungen in die Produktion umzusetzen. Das bezeichne ich als „Industrialisierung“ der Ideen. Ich liebe es, wenn man eine Idee nimmt und dafür die Herstellungsverfahren ausarbeitet, damit die Idee auf effiziente Weise in ausreichender Menge umgesetzt werden kann, sodass daraus Gitarren entstehen. Ich muss wirklich sagen, dass es mir eine Freude ist, unserem Entwicklungs- und Fertigungsteam dabei zuzusehen, wie es Andy dabei unterstützt, diese Konzepte in die Produktion umzusetzen. Und dann gilt das natürlich auch für unsere Gitarrenbauer, die jede neue Technik schnell und gerne erlernen.

Ich freue mich also auf ein weiteres Jahr im Gitarrenbau. Es kam noch nie ein Gefühl der Langeweile oder Stagnation auf. Es war auch noch nie leicht, aber dafür umso lohnenswerter, wofür ich zutiefst dankbar bin.

BobSpeak

Andy auf der Überholspur

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Bob erzählt uns von seiner Absicht, eine unterstützende Rolle einzunehmen, während Andy Powers das Unternehmen anführt.

So, hier befinde ich mich nun etwas weiter entfernt von der Titelseite von Wood&Steel als bisher. Wie mein guter Freund Jesus Jurado, der in Tijuana lebt, mich mit seinem Land Cruiser auf unseren Expeditionsreisen und Camping-Ausflügen in der Baja begleitet und als früherer Kollege bei Taylor jüngst in den Ruhestand getreten ist, zu sagen pflegt: „Wir müssen da einfach Platz machen und die Jugend uns überholen lassen.“ Das tue ich gern. Andy Powers ist auf der Überholspur und ich mache ihm Platz. Er wird nun immer häufiger auf den ersten Seiten vertreten sein und Sie werden nicht nur seine Worte als unser Meister-Gitarrenbauer sondern auch als Präsident und CEO lesen können.

Ich höre immer öfter, wie von gutem Schlaf geredet wird, wie wir sichergehen sollten, dass wir den richtigen Schlaf in ausreichender Menge haben. Mir wurde letztens immer wieder nahegelegt, einen auf den Schlaf spezialisierten Arzt aufzusuchen. Ich schlafe nicht viele Stunden, und das schon seit Jahrzehnten; ich schlafe im Schnitt fünf bis sechs Stunden pro Nacht. Ich glaube, dass ich lange genug schlafe, aber nach so vielen Bemerkungen sind dann doch irgendwann Zweifel aufgekommen. Nun, der Arzt kam dann und hat mich gefragt, was mich zu ihm bringe. Ich habe ihm dasselbe erzählt, was Sie gerade gelesen haben. Und dann habe ich gesagt: „Ich möchte einfach nur wissen, ob ich während meines nächtlichen Schlafs wirklich schlafe!“ Er hat gelacht und gesagt, das treffe den Nagel auf den Kopf und es gebe Wege, das herauszufinden.

Dieser Ausdruck brachte mich auf die Idee, etwas über Andy zu sagen, das Sie, liebe Leser, interessieren könnte. Was ich meine ist: Andy denkt wirklich nach, wenn er sich Gedanken macht. Es gibt viele Leute, die nachdenken, aber machen sie sich wirklich ausreichend Gedanken, berücksichtigen sie alle Blickwinkel, sind sie in der Lage, eine Meinung zu formulieren, die überzeugend klingt? Und nachdem sie fertig sind mit dem Nachdenken, haben sie dann einen Vorschlag dafür bereit, wie es weitergeht? Die empirischen Belege zeigen eindeutig, dass viele Menschen nicht tiefgründig nachdenken. Aber Andy tut das und beherrscht es wirklich gut. 

Mir ist kein anderer größerer Gitarrenhersteller bekannt, dessen Präsident und CEO auch gleichzeitig der leitende Gitarrenbauer ist.


Jeder hier bei Taylor weiß das, und das ist sicher auch einer der Gründe, warum wir alle so zufrieden mit der Tatsache sind, dass Andy sowohl die Rolle des CEO als auch des Präsidenten übernimmt, die ja bisher Kurt und ich hatten.  Ich bin noch keinem Kollegen begegnet, der nicht mit dieser Änderung zufrieden wäre, weshalb ich dachte, dass es Ihnen gefallen könnte, das von mir zu hören, um mit uns zusammen Andy in seiner neuen Stellung willkommen zu heißen. Mir ist kein anderer größerer Gitarrenhersteller bekannt, dessen Präsident und CEO auch gleichzeitig der leitende Gitarrenbauer ist. Für Taylor Guitars und unsere Kunden bedeutet dies, dass der Gitarrenbau und das Geschäft an sich, weiterhin auf ganzheitliche Weise miteinander verknüpft sein werden, so wie es in den letzten 48 Jahren der Fall war. Das ist wirklich gut. Andy wird nicht einen der beiden Aufgabenbereiche dem anderen vorziehen. Wir wissen das, und ich wollte es mit euch teilen.

Was mich angeht, bin ich nach wie vor praktisch jeden Tag hier bei Taylor. Ja, jetzt mit 67 kann ich mir schon etwas mehr freie Tage erlauben. Ich kann mich gut nützlich machen, aber einer der wichtigsten Beiträge, die ich leisten kann, besteht darin, Platz zu machen, um andere überholen zu lassen. Und ich habe das Privileg, als Advisor und im Vorstand helfen zu können, und mitunter auch ein Projekt zu leiten. Es gibt auch für mich noch eine Menge sinnvolle Arbeit, die auch Spaß macht – Dinge, die ich tun kann, um Andy auf seinem Weg zu helfen und unsere ja jetzt am Besitz des Unternehmens beteiligten Mitarbeiter bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Und für einen Großteil gilt, dass Andy mir zutraut, dass ich unabhängig diese Arbeiten erledigen kann, ohne dabei zu großen Schaden anzurichten! Mir ist es eine Freude, helfen zu können. Ich finde mich außerdem gut zurecht in unserem Werk und kenne sogar ein paar Abkürzungen.

Aber was noch wichtiger ist, als ich Andy vor 11 Jahren dazu eingeladen habe, unserem Unternehmen beizutreten, habe ich den Leuten gesagt, dass es mir wichtig sei, zu erleben, wie er erfolgreich unser Unternehmen in neue Höhen zu bringen. Auch heute sage ich das und ich kann mir auch für die nächsten Jahre nichts Besseres vorstellen.

Herzlichen Glückwunsch für deinen neuen Verantwortungsbereich, Andy. Du kannst immer mit meiner Hilfe und Unterstützung rechnen!

BobSpeak

Einen Gitarrengarten anpflanzen

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Bob äußert sich zu den Bemühungen auf Hawaii um die Anpflanzung von Koa-Holz für den Gitarrenbau in der Zukunft.

Am diesjährigen Valentinstag war es exakt 11 Jahre her, dass ich zum ersten Mal Kamerun besuchte, um mich zusammen mit einem fantastischen Team in ein abenteuerliches Geschäft zu stürzen: die Ebenholzmühle Crelicam. Vor jenem Tag hätte ich mir nicht ausmalen können, dass ich in meinem Leben jemals ein solches Vorhaben wagen würde. Spannend und vielversprechend, fing dieses Projekt auf eine unschuldige und etwas naive Art und Weise an, und obwohl wenn es von Jahr zu Jahr überraschenderweise immer schwieriger wurde, erwies es sich auch als immer lohnenswerter. Wir müssen uns stets immer wieder den Kopf zerbrechen, um die dort mitunter auftretenden Herausforderungen zu lösen, aber ich würde es jederzeit erneut wagen, insbesondere wenn ich mit denselben Menschen rechnen könnte, die mir damals zur Seite standen. Ich kann mir keine bessere Gruppe vorstellen.

Allein die Idee, Ebenholz mit braunen Steifen zu verwenden, hat den Weg geebnet, um mit der Realität des Waldes zurechtzukommen, was sogar auf andere Holzarten übertragbar ist. Ich würde sagen, die Umstände, unter denen wir heutzutage Holz für Gitarren beschaffen können, werden in den nächsten Jahren wesentlich schwieriger. Und danach noch schwieriger. Aber die Gitarristen von heutzutage tragen dazu bei, dieses Problem zu vermindern, indem sie anfangen, zu verstehen, wie sich die Zeiten im Vergleich zu früher verändert haben und deshalb kosmetische Unterschiede akzeptieren.

Eine Ausnahme zu meiner soeben geäußerten Aussage, dass es künftig immer schwerer wird, hochwertiges Holz zu beschaffen, stellt Koa-Holz dar. In dieser Ausgabe von Wood&Steel finden Sie nicht nur die Präsentation unserer neuen Gitarren der 700er Serie aus Koa-Holz, sondern auch einen interessanten Artikel unseres Editors Jim Kirlin über Siglo Tonewoods. Siglo Tonewoods wurde von Pacific Rim Tonewoods und Taylors Guitars vor sieben Jahren zusammen gegründet. Seitdem haben wir fleißig gearbeitet und mittlerweile einige Dinge zu berichten.

Was die Kunden angeht, bekommen sie Gitarren aus schönem Holz, was uns natürlich gefällt. Aber was uns betrifft, stellt es eine ziemlich strategische Operation dar, Holz zu finden, das geerntet werden kann, während wir gleichzeitig ein übermäßiges Abholzen verhindern müssen, was dazu führen würde, dass es demnächst kein Holz mehr gäbe. Was kann man da tun? Überrascht innehalten und sich fragen, wie es dazu kommen konnte? Dieses unglückliche Schicksal hat so viele Holzarten betroffen, aber wir haben wirklich gute Aussichten, den Lauf der Dinge für Koa-Holz in eine positive Richtung zu lenken. Wie?

Mit der Hilfe von Steve McMinn. Sollte Steve diese Zeilen lesen, wird ihm der nächste Satz wahrscheinlich weniger gefallen, weil er ungerne Lobesworte hört, aber er ist wirklich der Einzige, der ein Team zusammenstellen kann, mit dem er dieses Problem in Zusammenarbeit lösen kann. Steve ist nicht nur daran interessiert, Bäume zu pflanzen. Er möchte ihnen beim Heranwachsen zuschauen. Und er hat kein Interesse daran, irgendwelche mittelmäßigen Bäume zu erhalten, sie müssen gesund und prächtig sein. Genau damit beschäftigt sich das Team von Siglo. Steve und ich werden das Ergebnis dieser Arbeit nicht mehr erleben, aber wir hoffen, dass wir in den nächsten Jahren wenigstens ein paar positive Anzeichen verzeichnen können, die uns zeigen, dass die Arbeit erfolgreich und lohnenswert abläuft.

Stellen Sie sich vor, was es erfordert, Saatgut zu züchten, mit dem Sie stets die Tomaten erhalten, die Sie erwarten. Jetzt stellen Sie sich vor, was nötig ist, um Saatgut zu erhalten, aus dem gesunde und prächtige Koa-Bäume heranwachsen.

Stellen Sie sich vor, Sie wollten einen Gemüsegarten anlegen. Und Sie wählen sämtliche Samen dafür aus einem Katalog aus, der bestimmte Ergebnisse verspricht und auch garantiert, dass sie sich optimal für die Bedingungen vor Ort eignen. Wenn Sie das schon einmal gemacht haben, wie viele andere Menschen auch, und sei es nur mit einer Tomate, haben Sie sich jemals gefragt, wie die Samen in das Tütchen kommen und warum sie das Versprechen können, was Sie erwarten? Wenn nicht, dann sollten Sie sich das vielleicht jetzt fragen, denn obwohl wir dies als selbstverständlich empfinden, war es nicht immer so.

Diese Samen wurden von Pflanzenzüchtern entwickelt. Stellen Sie sich einmal vor, wie schwierig es ist, Samen für eine kernlose Wassermelone zu entwickeln! Oder Saatgut, mit dem Sie stets die Tomaten bekommen, die Sie erwarten. Denken Sie mal darüber nach. Und jetzt, wo Sie schon einmal dabei sind, stellen Sie sich vor, was nötig ist, um Saatgut zu erhalten, aus dem gesunde und prächtige Koa-Bäume heranwachsen. Bei der Wassermelone erfahren Sie wenigstens nach vier Monaten, ob es ein Erfolg oder ein Misserfolg war. Koa-Bäume brauchen zwischen 25 und 50 Jahren, was das Ganze etwas schwieriger macht.

Um die Angelegenheit noch etwas komplizierter zu gestalten, gilt es zu berücksichtigen, dass über viele Jahrhunderte die Tendenz bestand, die besten Bäume als Erste zu fällen, was oft dazu geführt hat, dass die Gene der Bäume sich immer weiter verschlechtert haben. Bei vielen anderen Holzarten ist es schon zu spät, die besten Bäume, mit denen man die besten Samen gewinnen könnte, wurden längst gefällt. Es gibt da nur noch die weniger gesunden Bäume.

Es gibt aber Verfahrensweisen und Menschen mit Knowhow und Talent, um diese Umstände zu verändern. Und genau wie es bei einer guten Band passiert, für die sich gute Musiker mit Leichtigkeit anbieten, weil es eine Ehre ist, in einer solchen Band zu spielen, ist unser Team gut genug, damit intelligente Menschen es wahrnehmen und gerne bereit sind, uns bei diesem Bestreben behilflich zu sein. Hoch talentierte Menschen haben sich uns angeschlossen. Ich hatte das Glück, ein wunderschönes Grundstück erwerben zu können, dessen Boden sich gut für die Anpflanzung unserer Bäume eignet. Außerdem verkaufen wir Gitarren aus Koa-Holz, was wiederum dafür sorgt, das sich das Ganze wirtschaftlich lohnt. Das Züchten von besonders guten genetischen Eigenschaften und das Planen, Anpflanzen und Pflegen neuer Koa-Bäume, damit sie irgendwann einen fantastischen Wald bilden, ist aber eine Aufgabe, die ich mir nicht zutraue.

Mir ist es wichtig, den Menschen Anerkennung zu zollen, die es verdienen. Es ist mir eine Freude, Ihnen in dieser Ausgabe Siglo Tonewoods und Siglo Forest vorstellen zu können. Steve und sein Team haben ein großartiges Video zu Siglo produziert. Ich bin stolz auf unsere Arbeit und fühle mich geehrt, dabei zu sein. Ich möchte dem gesamten Siglo Team meine Bewunderung und Dankbarkeit aussprechen. Vielen Dank. Und ich brauche keine Namen zu nennen.

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BobSpeak

Gitarrenwachstum

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In Zeiten der verstärkten Nachfrage nach Gitarren, erklärt uns Bob, warum die Produktionskapazität von Taylor gut für alle Beteiligten ist.

Am diesjährigen Valentinstag war es exakt 11 Jahre her, dass ich zum ersten Mal Kamerun besuchte, um mich zusammen mit einem fantastischen Team in ein abenteuerliches Geschäft zu stürzen: die Ebenholzmühle Crelicam. Vor jenem Tag hätte ich mir nicht ausmalen können, dass ich in meinem Leben jemals ein solches Vorhaben wagen würde. Spannend und vielversprechend, fing dieses Projekt auf eine unschuldige und etwas naive Art und Weise an, und obwohl wenn es von Jahr zu Jahr überraschenderweise immer schwieriger wurde, erwies es sich auch als immer lohnenswerter. Wir müssen uns stets immer wieder den Kopf zerbrechen, um die dort mitunter auftretenden Herausforderungen zu lösen, aber ich würde es jederzeit erneut wagen, insbesondere wenn ich mit denselben Menschen rechnen könnte, die mir damals zur Seite standen. Ich kann mir keine bessere Gruppe vorstellen.

Allein dieser Zuwachs von 40.000 Gitarren im Vergleich zu 2019 übersteigt die jährliche Produktion der meisten großen Hersteller von Akustik-Gitarren. Das war alles andere als einfach. Die Händler waren dankbar für unsere Bemühungen, weil wir sie in einem Jahr belieferten, in dem die Ausstellwände der meisten Gitarrengeschäfte ziemlich leer waren. Wir wurden auch von einigen Kunden kritisiert, die allerdings eine Minderheit darstellen, die sich fragten, wann Taylor endlich Nägel mit Köpfen machen würde und Gitarren liefern würde, weil sie nicht in der Lage waren, eine unserer Gitarren selbst nach längerem Suchen und Warten zu bekommen.

Zugegeben, für fast alle unsere in Tecate gefertigten Gitarren gilt, dass die Nachfrage unsere Lieferkapazität übersteigt. Wir haben mehr Baby-Modelle gebaut als nötig, weil wir das Holz für diese Gitarren auf Lager hatten. Wir haben außerdem neue Ressourcen erschlossen, um Holz für unsere größeren dort gebauten Gitarren zu beschaffen und zu verarbeiten, aber für alle anderen Modelle gilt, dass wir die Nachfrage kaum erfüllen konnten. Es ist sehr schwer, die Nachfrage zu erfüllen, insbesondere in diesem Preissegment.

Bevor wir vor mehr als 20 Jahren unser Tecate-Werk aufgebaut haben, waren in diesem Preissegment hauptsächlich Produkte von Ländern aus Übersee zu finden, meistens Asien. Unser Vorstoß, in Tecate hochwertige Gitarren zu bauen, ist weitläufig auf Anerkennung gestoßen. Wir haben das Gefühl, auf diese Weise viele Gitarristen bedient zu haben. Ich muss sagen, dass es ein wirklich gutes Gefühl hinterlässt, wenn ich in irgendeiner Talent-Show im Fernsehen junge Gitarristen sehe, die mit ihrer GS Mini, Academy, Big Baby oder 100er Taylor antreten und die Gitarren dabei so gut im Fernsehen klingen wie jede andere Gitarre. Ich weiß, dass diese Gitarristen (noch) nicht das Geld haben, um sich eine bessere, teurere Gitarre von uns oder einem anderen Gitarrenbauer anzuschaffen, sie müssen aber auf diese Weise nicht ihre Musikalität einbüßen, indem sie ein Instrument kaufen, dass sie sich leisten können.

Der Vorteil einer großen Produktionsstätte ist, dass wir mehr Menschen bedienen können. Nicht nur Gitarristen, sondern auch Vertriebler, Mitarbeiter, Händler und lokale Gemeinden.

Was unser Werk in El Cajon betrifft, haben wir auch mehrere Rekorde gebrochen. Die größte Anzahl der gefertigten Gitarren. Die größte Preisspanne. Neue Angebote. Unsere Qualität hat darunter nicht gelitten, sondern wir haben sie weiterhin verbessert, mit Andy am Ruder für die Kreation neuer Gitarren. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir für die nächsten Jahre geplant haben. Es gibt da viele spannende Dinge. Wir beschäftigen uns wie eh und je mit Forschung und Entwicklung, auch wenn wir das wirklich zeitweise einstellen könnten, um uns einzig auf das Erfüllen der Nachfrage zu konzentrieren, das würde aber nicht unseren Unternehmenswerten entsprechen. Wir wissen, dass es schlecht wäre, unser Engagement für die Verbesserung unserer Gitarren zu reduzieren oder die Kreation neuer Modelle einzustellen.

Ich habe es schon erwähnt, aber wiederhole es noch einmal, ich war immer schon der Meinung, dass anhand einer großen Produktionsstätte es möglich wird, großartige Produkte zu attraktiven Preisen anzubieten. Es gibt viele großartige Gitarrenbauer, die wirklich gute Gitarren bauen. Ich beneide sie nicht darum, was sie machen, und genauso wenig möchte ich ihre Arbeit herabwerten. Sie sollten eine solche Gitarre besitzen, wirklich. Ich möchte aber hinzufügen, dass die Mehrheit der am stärksten begehrten Vintage-Gitarren in Fabriken gebaut wurden. Der Vorteil einer großen Produktionsstätte ist, dass wir mehr Menschen bedienen können. Nicht nur Gitarristen, sondern auch Vertriebler, Mitarbeiter, Händler und lokale Gemeinden.

Ich liebe solche Produktionsstätten und die im großen Stil dort produzierten Gitarren, insbesondere unsere eigenen! Umso mehr, wenn ich mir anschaue, welche Mühen wir in das stecken, was wir produzieren und wie hart es ist, selbst für wirklich intelligente und engagierte Menschen, das zu erreichen. Dann, wenn ich sehe, wie die Leute regelrecht auf der Jagd nach einer bestimmten Gitarre sind und wir unsere Produktion um fast 80.000 Gitarren in einem wirklich schwierigen Jahr vergrößern konnten, dann bekräftigt dies meine Vorliebe für große Produktionsstätten. Wenn man mit einbezieht, dass weltweit in den Geschäften Mangel an Gitarren herrschte und da die Gitarren hinzurechnet, die wir im Laufe der letzten zwei Jahre gebaut und geliefert haben, dann haben wir damit Hunderttausende von Gitarristen, vom Anfänger bis zum Profi, bedient.

Die Leute fragen mich oder Kurt oft: „Haben Sie damals, in den ersten Jahren, jemals davon geträumt, dass Taylor es so weit schaffen könnte?“. Ich muss dann wirklich verneinen, ich hätte mir das nicht vorstellen können. 

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BobSpeak

In das Unvermeidbare investieren

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Die Fähigkeit, sich an Änderungen anzupassen, ist eine der wichtigsten überhaupt, sowohl im Zusammenhang mit einem Unternehmen als auch im Leben allgemein.

Am diesjährigen Valentinstag war es exakt 11 Jahre her, dass ich zum ersten Mal Kamerun besuchte, um mich zusammen mit einem fantastischen Team in ein abenteuerliches Geschäft zu stürzen: die Ebenholzmühle Crelicam. Vor jenem Tag hätte ich mir nicht ausmalen können, dass ich in meinem Leben jemals ein solches Vorhaben wagen würde. Spannend und vielversprechend, fing dieses Projekt auf eine unschuldige und etwas naive Art und Weise an, und obwohl wenn es von Jahr zu Jahr überraschenderweise immer schwieriger wurde, erwies es sich auch als immer lohnenswerter. Wir müssen uns stets immer wieder den Kopf zerbrechen, um die dort mitunter auftretenden Herausforderungen zu lösen, aber ich würde es jederzeit erneut wagen, insbesondere wenn ich mit denselben Menschen rechnen könnte, die mir damals zur Seite standen. Ich kann mir keine bessere Gruppe vorstellen.

In der Cover Story der vorliegenden Ausgabe geht es um Perlmutteinlagen. Im Laufe der Jahre habe ich immer wieder gesagt, dass meine Laufbahn als Gitarrenbauer eine Übergangsperiode durchkreuzt, was das Thema Naturwerkstoffe betrifft. Viele Dinge, die seit eh und je unverändert bestanden, befinden sich derzeit im Wandel in eine Form, die viele Jahre lang gelten wird. In Zeiten der Veränderung ist das Leben schwerer als vor oder nach diesen Veränderungen. Mein Standpunkt dazu ist aber stets: „Investiere in das Unvermeidbare“. Es macht keinen Sinn, Unvermeidbares zu bestreiten.

Es wird ganz sicher weniger altbestehendes Holz für den Gitarrenbau geben, vielleicht auch weniger Abalone-Muscheln, und weniger Chemikalien, die gut funktionieren, aber gefährlich sind. Eines ist sicher: die Zukunft von Perlmutt sieht weitaus vielversprechender aus, als die von Abalone, weil sich die Aquakultur von Austern ja weitläufig durchgesetzt hat und viele auch in entsprechenden Perlenzuchtanlagen sorgfältig gepflegt werden. Mit den Abalone-Muscheln ist das ganz anders: sie werden in freier Natur für die Verwendung in der Küche gesammelt. Die Muschelschale ist ein Nebenprodukt, das für die Einlagen verwendet wird. Es müssen ausgewachsene Abalone-Muscheln sein, deren Schale vollständig verkalkt ist. Für die gezüchteten Abalone-Muscheln gilt, dass ihr Fleisch viel schneller wächst, als die äußere Schale verkalkt, weshalb die daraus erhaltenen Schalen für Einlagen wertlos sind. Die gute Nachricht ist, dass Wissenschaftler angefangen haben, Zucht-Abalone in der freien Natur auszusetzen, indem sie junge Muscheln in ihren natürlichen Lebensraum bringen, wo sie auswachsen können, was hoffentlich dabei helfen wird, diese Art zu retten.

Wir werden weiterhin hochwertige Gitarren bauen, auch wenn sich die verwendeten Materialien etwas ändern.

Bob Taylor

Es gibt zum Glück die verschiedensten Wege, Gitarren zu verzieren. Das machen wir liebend gern, ganz so, wie unsere Kunden liebend gern eine Taylor besitzen. Eines Tages werden Sie auch Gitarren mit vierteiliger Fichtenholzdecke lieben, was Ihnen vielleicht nicht einmal auffallen wird, weil wir das so gut wie möglich umsetzen werden – in jedem Fall wird es sie geben. Während ich diese Zeilen schreibe, ist gerade in West-Kanada und den Vereinigten Staaten ein Wandel im Gange, was Fichtenbestände betrifft. Die Leute finden sich endlich damit ab, dass man nicht alle altbestehenden Wälder einfach abholzen kann. Manche – ja. Alle – auf keinen Fall. Das ist ein echter Fortschritt im Vergleich zu den Zeiten, in denen die Menschen erst damit aufhörten, große Bäume zu fällen, nachdem sie den letzten gefällt hatten. Jetzt fällt mir auf, dass sie aufhören, bevor es zu spät ist, was mir wirklich lobenswert erscheint. Wir können uns anpassen. Wir werden damit leben. Sie werden damit leben. Wie mein Freund Eric Warner von Pacific Rim Tonewoods zu sagen pflegt: „Anpassen, umsiedeln oder kapitulieren“. Er hat recht – wir werden uns anpassen und weiterhin tolle Gitarren bauen, selbst wenn sich die von uns verwendeten Materialien etwas ändern werden.

Scott Paul und ich beschäftigen uns ausgiebig mit allen unseren Initiativen zum Schutz der Umwelt. Und erfreulicherweise kann ich sagen, dass diese stetig wachsen. Kleiner Geheimtipp: wenn Sie jemanden suchen, der dabei behilflich sein soll, immer mehr solche Initiativen zu entwickeln, dann sollten Sie einfach einen ehemaligen Greenpeace-Hippie einstellen und ihm die Arbeit überlassen. Ich brauche dann nur noch zu sagen: „Weißt du, ich habe mir mal Gedanken darüber gemacht…“ und Scott wird sich mit dem Thema befassen. Er geht stets aufs Ganze! Es liegt ihm im Blut und ist sein Fachgebiet. Seine Beiträge in dieser Ausgabe werden Ihnen ganz sicher gefallen.

Zu guter Letzt möchte ich meinen lieben Freunden, Zulieferern, Kollegen und Partnern von Madinter noch herzliche Glückwünsche zum 20-jährigen Bestehen wünschen. Wie meine lieben Leser möglicherweise wissen, besitzen wir mit Madinter zusammen das Sägewerk Crelicam in Kamerun. Seit etwa zehn Jahren arbeiten wir sehr eng zusammen (im November 2021 ist der zehnte Jahrestag dieses Projekts). Wenn Sie in den USA leben, kennen Sie Madinter möglicherweise noch nicht, besuchen Sie dann doch einfach mal Madinter.com. Gitarrenbauer aus ganz Europa, insbesondere Spanien, werden von ihnen beliefert. Sie können sich kaum vorstellen, wie viele Gitarrenbauer es in Spanien gibt. Absolut vorbildlich! Ich meine, praktisch jeder kennt dort irgendeinen Gitarrenbauer, was man hier in den Staaten nicht sagen kann. Ein Land, das Sie wirklich einmal besuchen sollten. Vidal, Luisa, Jorge, ich bin stolz auf unsere angenehme Zusammenarbeit, die jetzt schon Jahre andauert. Herzlichen Glückwunsch!

Bob Taylor seated on stack of mahogany wood

BobSpeak

Dinge für die Ewigkeit

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Bob teilt mit uns seine Gedanken über die Dualität der beständigen Dinge, indem er unser Plastikproblem dem Übergang des Unternehmens in das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm gegenüberstellt.

Als Kind fuhren wir mit unseren Fahrrädern durch die Stadt und wenn wir Durst hatten, tranken wir aus einer Feldflasche, sofern wir daran gedacht hatten, eine mitzunehmen. Normalerweise war das nicht oft der Fall, weshalb wir irgendwo anhielten und aus einem Gartenschlauch oder einer Quelle vor einem Lebensmittelgeschäft oder in einem Park tranken. Eine im Laden gekaufte Wasserflasche aus Plastik war noch nicht einmal Teil unserer Vorstellungskraft, geschweige denn ein Wunsch. Wenn wir fünfzehn Cent hatten, dann kauften wir eine Cola, um sie gleich vor Ort zu trinken und so die vier Cent Pfand für die Glasflasche zurückzubekommen. Als meine Kinder noch klein waren, wurden die Glasflaschen Stück für Stück abgeschafft und durch Dosen und Plastikflaschen ersetzt.

Seit zehn Jahren verbringe ich bis zu 100 Tage im Jahr in Kamerun, um dort dabei behilflich zu sein, das Verarbeitungswerk für Ebenholz, an dem wir beteiligt sind, betriebsbereit zu machen. Wenn es regnet, ist der Regen oft sintflutartig, was die Flüsse anschwellen lässt, die dann die tiefer gelegenen Zonen der 3-Millionen-Stadt überfluten. Am nächsten Tag ist das Wasser abgeflossen, aber die Plastikflaschen, die an den tiefer gelegenen Stellen angeschwemmt wurden, sind ein beeindruckender Anblick. Regelrechte Plastikberge, die dennoch nur einen Bruchteil des tatsächlich vorhandenen Mülls darstellen. In diesen Müllbergen findet man keine Feldflaschen oder Gartenschläuche. Diese Berge zu überqueren oder darüber zu fahren und nicht Betroffenheit angesichts dieses Problems zu spüren, ist kaum möglich. Dieses Erlebnis hat mich stark beeindruckt, woraufhin ich nun praktisch 99 Prozent weniger aus Pastikflaschen Wasser trinke. Es ist ein Problem – aber in den Industrieländern, in denen wir leben, wird dieser Müll für uns gesammelt und an Orte gebracht, an denen wir ihn nicht mehr sehen, was die Illusion schafft, dass dies kein Problem sei. Es ist aber ein Problem.

In dieser Ausgabe schreibt Jim Kirlin über den Berg an Pastikfilm, den wir hier bei Taylor Guitars ansammeln und nun genau dort platziert haben, wo er wirklich unangenehm auffällt und den niemand, der bei uns arbeitet oder einfach nur vorbeifährt, übersehen kann. Wir müssen uns halt damit auseinandersetzen und eine Lösung finden, selbst wenn es damit anfängt, dass wir uns erst einmal schämen und diesen Haufen des beständigsten Produkts, das der Mensch je erfunden hat, einfach nur hassen. Er verschwindet nicht von selbst. Er baut sich nicht ab. Ich hoffe, dass Sie beim Lesen des Artikels innehalten während Sie darüber nachdenken, wie jeder von uns zur Abnutzung unseres Planeten beitragen, im Namen der allgegenwärtigen Bequemlichkeit. Ich gebe zu, mir gefällt, was ich mit Plastik erreichen kann, wenn ich es verwende. Was mir nicht gefällt, ist das, was passiert, sobald es keine Verwendung mehr hat. Und noch etwas: glauben Sie nicht, dass alles oder wenigstens ein Großteil davon recycelt wird – in Wahrheit wird nur ein Bruchteil davon recycelt.

Der Übergang in das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm hat mir selbst neue Sinnhaftigkeit verliehen, ganz ähnlich wie das Gefühl, dass ich meinen Enkelkindern verdanke. 

Jetzt zu einer besseren Neuigkeit. Ich möchte erwähnen, dass sich Taylor Guitars nun 100% im Besitz der Mitarbeiter befindet. Ich bin begeistert davon. In dieser Ausgabe können Sie mehr darüber lesen und es gibt auch einen guten Beitrag dazu als Video. So wahr wie ich das hier gerade schreibe, bin ich kein Aktionär von Taylor Guitars mehr. Ich bin ein glücklicher Mitarbeiter. Freunde von mir haben mir erzählt, dass man sich hier als Arbeiter ziemlich wohl fühlt, ich hoffe also, dass ich bleiben darf. Tatsächlich hat der Übergang in das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm mir selbst neue Sinnhaftigkeit verliehen, ganz ähnlich wie das Gefühl, dass ich meinen Enkelkindern verdanke. Ich kann mit meiner Arbeit jetzt zum Nutzen unserer Miteigentümer-Kollegen auf eine andere und handfestere Art beitragen. Ich blicke sehr optimistisch in die Zukunft und bin überzeugt, dass sich das Unternehmen in den richtigen Händen befindet. Mit unserem Mitarbeiterbeteiligungsprogramm hoffe ich, dass Taylor Guitars so beständig sein wird wie Plastik, ohne dabei aber ein Problem für die Erde und die Menschen darzustellen. Nachhaltig, könnte man sagen. Ich möchte allen Mitarbeitern, Händlern, Zulieferern und Musikern, die daran beteiligt waren, dass Taylor es soweit geschafft hat, mein herzliches Dankeschön aussprechen. Mir liegt es am Herzen, mich für dieses Unternehmen einzusetzen und es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre.

BobSpeak

Bessere Zeiten stehen bevor

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Bob blickt mit gemischten Gefühlen auf ein beispielloses Jahr zurück.

Die Umwälzungen des letzten Jahres haben mich – und uns alle – auf eine Reise mitgenommen, wie ich sie noch nie in meinem Leben erlebt habe. Insgesamt hatte es den Anschein, als wären wir im vergangenen Jahr bis ins Mark erschüttert worden – in allen Teilen der Welt auf unterschiedliche Weise. Gesundheit, Gleichberechtigung, Chancengleichheit, staatliche Führung, Obrigkeitshörigkeit und noch viele weitere Konzepte und Bedingungen wurden so sehr auf die Probe gestellt, bewertet, neu bewertet und diskutiert wie nie zuvor. Ein weltweites Phänomen.

In der Vergangenheit konnte ich mich bei Problemen immer darauf verlassen, dass man sich zusammensetzt und einen Ausweg aus dem Schlamassel sucht. Diesmal war jedoch unsere Möglichkeit, an einem Ort zusammenzukommen und Lösungen zu finden, stark eingeschränkt und teilweise sogar völlig verschwunden.

Auch jetzt, wo das neue Jahr kurz bevorsteht, haben wir noch einen langen Weg vor uns, bis wir uns von der Pandemie erholt haben. Aber ich kann es kaum erwarten, dass es für uns alle wieder bergauf geht, und ich vermisse all die Menschen, denen ich normalerweise regelmäßig begegne, sowohl hier in San Diego als auch auf der ganzen Welt!

Eines, was wieder einmal deutlich wurde, ist, dass Menschen Musik brauchen, um sich wohl zu fühlen. Die Geschichte zeigt, dass der Instrumentenbau als Wirtschaftszweig schwierige Zeiten immer recht gut überstanden hat, denn wenn Menschen Abstriche machen müssen, merken sie schnell, dass Musikmachen ihre Stimmung hebt. Noch nie war das für uns hier bei Taylor so offensichtlich wie im Jahr 2020. Die Anzahl der Gitarrenkäufe ist in nie dagewesene Höhen geklettert. Zugegebenermaßen fiel es mir schwer, meine Gefühle in Einklang zu bringen: Einerseits war unsere Lebensgrundlage gesichert, andererseits wusste ich, dass bei vielen anderen das Gegenteil der Fall war. Wir sind froh, dass es uns noch gibt und wir Menschen weiterhelfen können, aber es bricht uns das Herz, dass so viele andere in Schwierigkeiten stecken.

Es freut mich sehr zu hören, dass so viele Menschen im Musizieren für sich, für andere und mit anderen einen Sinn gefunden haben.

Wenn wir also über unsere Errungenschaften des vergangenen Jahres nachdenken, ist unser Glücksgefühl etwas getrübt. Es ist nicht so, dass wir das Gefühl hätten, die Welt wäre ein besserer Ort, wenn es uns nur schlechter ginge, aber Sie sollten wissen, dass es uns alle sehr berührt, wenn unsere Freunde und Familien weniger Glück haben. Privat vertraue ich darauf, dass alle von uns, die in diesen Zeiten mehr Glück haben, den Menschen in ihrem Umfeld helfen, denen es nicht so gut geht.

Was uns sehr stolz macht: Unsere Gitarren scheinen vielen Menschen wirklich zu helfen. Es freut mich sehr zu hören, dass so viele Menschen im Musizieren für sich, für andere und mit anderen einen Sinn gefunden haben. Dies ist wahrscheinlich das Großartigste an meinem Leben als Gitarrenbauer. Wir haben in diesem Jahr hart daran gearbeitet, die Bedürfnisse unserer Spieler zu erfüllen. Und nur zur Klarstellung, wenn ich „wir“ sage, dann meine ich das auch wirklich so. In schwierigen Zeiten möchte unser globales Taylor-Team an meiner Seite haben. Und dazu gehören auch unsere Händler und Sie, unsere Kunden. Zusammen sind wir ein tolles Team mit einer großartigen Zukunft, das seinen Einfluss in der Welt für gute Zwecke einsetzt. Ich könnte mir nichts Schöneres wünschen.

Auch in dieser Ausgabe geht es wieder um Gitarrenmodelle, Bautechniken, Ausrüstung, Musik, Nachhaltigkeit und ähnliche Themen, denn das Leben geht weiter, und das ist auch gut so. Ich möchte Ihnen nur sagen, dass es uns zum Glück gut geht, und dass wir wirklich hoffen, dass es auch Ihnen gut geht. Falls nicht, sollten Sie wissen, dass wir an Sie denken, denn wir alle kennen jemanden in unserem Umfeld, der großes Leid erfahren musste.

Ich kann jedem nur empfehlen: Machen Sie Musik. Gehen Sie liebevoll miteinander um. Helfen Sie Ihren Nachbarn. Kreieren Sie unvergessliche Momente. Sie werden sie nie vergessen oder bereuen.

BobSpeak

Die komplexe Welt der Fertigung

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Bob gibt einen Einblick in die Realität des geschäftlichen Ökosystems der Fertigung und Entwicklung einer neuen Gitarrenserie inmitten einer Pandemie.

Machen Sie sich am besten eine Tasse Kaffee, dieser Text wird nämlich etwas länger als sonst. Ich dachte, ich nutze die Gelegenheit der Einführung der American Dream Series, um über Fertigung zu sprechen.

Seit fast einem halben Jahrhundert bin ich jeden Tag mit Fertigung beschäftigt und habe mir in dieser Zeit ein gewisses Verständnis der Thematik angeeignet. Ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, dass meine Erfahrung, die mit mir und einem Meißel begann und zu dem führte, was Taylor heute ist, wahrscheinlich fundierter ist, als wenn ich als Fertigungsingenieur in einer Firma gearbeitet hätte, da ich im Laufe der Jahre den Löwenanteil der Fertigungsentscheidungen getroffen habe und nun mit den Konsequenzen meiner Entscheidungen leben muss. Ich weiß, wie es ist, fast völlig alleine zu arbeiten und gut entwickelte Standorte in vier Ländern zu unterhalten, jeweils mit eigenen Gesetzen, Sprachen und Kulturen.

Es freut mich sehr, dass unser Unternehmen sich so erfolgreich entwickeln konnte und dabei auf jeden Rücksicht genommen hat, von Kunden über Mitarbeiter bis hin zu Händlern und Aktionären sowie der Gemeinschaft um uns herum.

Die unterschiedlichen Kosten der Fertigung

Alle Firmen verkaufen ein Produkt und versuchen dabei, einen fairen Ausgleich zwischen Kosten und Verkaufserlösen zu schaffen, damit am Schluss ein Gewinn übrigbleibt. Was die individuellen Mitarbeiter eines Unternehmens betrifft, so wollen wir alle das höchstmögliche Gehalt für uns selbst. Was aber passiert, wenn jeder von uns beim Einkaufen möglichst wenig Geld ausgeben will? Wir alle vergleichen Preise und kaufen schließlich oft Produkte, die in Ländern hergestellt wurden, in denen die Kosten niedriger sind, was meist niedrigere Löhne bedeutet. Wenn das Lohnniveau im Ausland niedriger ist, sind vielfach auch die übrigen Zusatzkosten niedriger, da die dortige Infrastruktur kostengünstiger nutzbar ist, und all das basiert auf dem Gleichgewicht der Löhne und der Wirtschaft vor Ort.

Ein gutes Beispiel für diese Kostendifferenz sind unsere Urban-Ash-Gitarren, gefertigt aus südkalifornischem Holz. Oft werden wir gefragt, wie wir es bewerkstelligen, aus einem „kostenlosen“ Straßenbaum, der sonst als Brennholz geendet wäre, Gitarren zu machen, die genauso viel kosten, wie Gitarren aus herkömmlichem Holz.

Ganz einfach: Die Kosten sind höher, und diese Kosten kommen nahezu komplett Menschen zugute, die hier leben und an diesem Baum arbeiten. Gut bezahlte Amerikaner fällen sachgemäß Bäume 3 Meter von einer Straße oder einem Haus entfernt, transportieren sie, zersägen sie und transportieren sie weiter, alles zu amerikanischen Löhnen und auf amerikanischen Straßen, zahlen Steuern, halten die Arbeitsschutznormen ein, sind krankenversichert usw. Mit anderen Worten: Sie oder Ihr Nachbar werden dafür bezahlt, diesen Baum für uns in Gitarrenholz zu verwandeln. Wenn wir nur das billigste Holz wollten, ließen sich Orte finden, die völlig andere Eigenschaften als die eben beschriebenen aufweisen, aber wenn man es hier machen will, kostet es eben mehr.

Lokal und doch grenzüberschreitend

Vor Ort einzukaufen, ist eine Idee, die viele von uns in ihren Heimatorten spannend finden. Aber es sollte nicht bei Lebensmittelgeschäften oder selbstständigen Einzelhändlern aufhören. Ich gebe ja zu, dass man vor Ort nicht alles bekommt, was man will, aber vielleicht sollten wir alle auch die Arbeit unserer Nachbarn wertschätzen, und wenn wir sie dabei unterstützen können, dann wird diese Unterstützung auf Dauer auch erwidert.

Dennoch produzieren wir unsere Gitarren in zwei verschiedenen Ländern. Wenn ich morgens zu Hause losfahre, kann ich links abbiegen und bin in 20 Minuten in unserem amerikanischen Werk. Oder ich biege rechts ab und bin in 40 Minuten in unserem Werk in Mexico. Es ist eher ein Zufall, dass wir so gut aufgestellt sind, dass wir in zwei Ländern tätig sein können.

Ich kann links abbiegen und bin in 20 Minuten in unserem amerikanischen Werk, oder ich biege rechts ab und bin in 40 Minuten in unserem Werk in Mexiko.

Hier bei Taylor sehen wir grenzüberschreitende Beziehungen aus dem Blickwinkel der realen Welt und unseres Arbeitsalltags, aber auch aus der Perspektive von Familie und Freunden. Beide Fabriken operieren als ein Unternehmen, selbst mit zwei Sprachen und zwei Kulturen. Unsere Nähe zueinander macht es uns leicht. Wir verstehen und mögen einander. Für uns als Hersteller und für Sie als Spieler ist es von Vorteil, dass wir Gitarren in diversen Preiskategorien anbieten und sowohl in den USA als auch in Mexiko Arbeitsplätze schaffen können.

Wir haben unsere amerikanische Produktion nicht nach Mexiko verlegt. Vielmehr haben wir dort neu angefangen und Gitarren gebaut, die wir hier in El Cajon nicht hätten herstellen können. Ethisch habe ich keine Probleme damit, über die Landesgrenzen hinaus zu expandieren. Ich bin sogar sehr stolz darauf. In Tecate arbeiten über 500 Menschen im Gitarrenbau, gute Arbeitsplätze, die es sonst nicht gäbe.

Wie man eine großartige Gitarre herstellt, ist nur schwer in Worte zu fassen, und viele Fabriken auf der ganzen Welt haben die Zauberformel noch nicht gefunden. Wir denken nicht, dass wir Geheimnisse haben (wir teilen lieber), aber wir sind fest entschlossen, zu tun, was immer nötig sind, damit unsere Gitarren gut genug sind, dass die Spieler den Unterschied bemerken. Unsere zwei eng verzahnten Werke bieten uns diese Möglichkeit, ohne dass wir unsere preiswerteren Produkte von anderen Unternehmen am anderen Ende der Welt fertigen lassen müssen.

Schritt halten in Zeiten des Umbruchs

Als die COVID-19-Pandemie Menschen und Unternehmen weltweit einsperrte, sahen wir uns mit der Schließung des Werks El Cajon und einige Wochen später mit der Schließung des Werks Tecate konfrontiert. Nach einiger Zeit wurde El Cajon langsam wiedereröffnet, während Tecate noch geschlossen blieb. Wir fragten uns: „Was würde passieren, wenn wir unsere Modelle aus Tecate nicht auf den Markt bringen könnten?“ Uns war klar, dass wir so keine Chance hätten, die GS Mini, Baby, Academy oder 100er-Serie auszuliefern. Diese Gitarren können hier schlicht nicht gefertigt werden. Die 200er-Serie vielleicht schon, aber die Werkzeuge und Systeme sind nur dort vorhanden – hier wird diese Gitarre einfach nicht hergestellt. Wir stellen hier in El Cajon Massivholzgitarren her.

Also machten wir uns daran, die spätere American Dream Series zu entwickeln, die einige besondere Bautechniken mit herkömmlichen Tonhölzern kombiniert, die wir im Laufe der Jahre aufgrund bestimmter kosmetischer Eigenschaften, ungewöhnlicher Größen oder Arten, die wir derzeit nicht in unserem Sortiment verwenden, beiseitegelegt hatten. Wir nennen es: „Kochen mit dem, was im Kühlschrank steht.“ Anlass für diesen Denk- und Handlungsansatz waren die Ereignisse, die in diesem Jahr über uns hereingebrochen sind.

Tecate schien in diesen Monaten weit weg zu sein, aber bald wurde uns klar, dass wir auch dort eine vollwertige Präsenz haben und ebenso Teil der Stadt sind, wie hier. Wir sind schnell vom Nähen von Gigbags auf die Produktion von Masken umgestiegen, um dem medizinischen Personal vor Ort zu helfen. Uns wurde gestattet, diese kleine Näherei während des Lockdowns weiterzubetreiben. Irgendwann gingen auch in den anderen Bereichen der Fabrik die Lichter wieder an. Wir setzten uns mit Behördenvertretern aus den Bereichen Arbeit, Wirtschaft und Gesundheit zusammen, um unsere Fabrik für eine sichere Wiedereröffnung auszurüsten. Unsere Beziehung zu der Stadt und dem Land, wo wir uns befinden, stand auf dem Spiel.

In der Zwischenzeit wurde hier in El Cajon die American Dream Series geboren. Wir wollten nicht abwarten, bis in Mexiko etwas passieren könnte, oder auch nicht. Über diese Gitarre haben wir uns lange den Kopf zerbrochen und schließlich rasch alle geistigen und physischen Hürden abgebaut, um dieses Modell produzieren zu können. Langsam kamen unsere Mitarbeiter wieder zurück nach El Cajon. Wir waren optimistisch und kreativ gestimmt. Diese Gitarre war in dieser Zeit ein großer Triumph für uns.

Spulen wir vor zum heutigen Tag und wir sehen, dass unsere Mitarbeiter an beiden Standorten wieder an der Arbeit sind – unter so strengem „Social Distancing“, dass wir unseren Betrieb 24 Stunden pro Tag und 7 Tage die Woche laufen lassen müssen, um unser Pensum zu schaffen. Aber wir sind gesund und in Sicherheit, und unsere Lebensgrundlage ist wiederhergestellt. Unsere Händler sind begeistert, weil sich ihre Lebensumstände verbessert haben, und unsere Kunden haben die Freuden des selbst Musikmachens wiederentdeckt. Wir verschicken, Händler verkaufen und Sie spielen.

Alles ist wieder gut. Und diese Gedanken, die ich mit Ihnen teilen wollte, sollen vermitteln, dass Dinge von Orten kommen, wo Dinge hergestellt werden, und zwar von Menschen, die dort arbeiten. Viele dieser Menschen sind Sie, Ihre Nachbarn, Ihre Familie oder ich. Wir alle arbeiten, um ein Produkt zu schaffen, das verkauft wird, und wir alle kaufen Dinge, die andere herstellen. Es ist symbiotisch. Sie unterstützen uns, wir unterstützen Sie. Dieses Jahr hat viele von uns zum Nachdenken gebracht – darüber, was gut ist und was nicht. Ich glaube, wir können uns alle darauf einigen, dass Musik gut ist.

BobSpeak

Eine Frage des Vertauens

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Bob erklärt, warum Taylors Bemühungen, Vertrauen zu unseren Partnern aufzubauen, besonders in schwierigen Zeiten so wichtig sind.

Machen Sie sich am besten eine Tasse Kaffee, dieser Text wird nämlich etwas länger als sonst. Ich dachte, ich nutze die Gelegenheit der Einführung der American Dream Series, um über Fertigung zu sprechen.

Seit fast einem halben Jahrhundert bin ich jeden Tag mit Fertigung beschäftigt und habe mir in dieser Zeit ein gewisses Verständnis der Thematik angeeignet. Ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, dass meine Erfahrung, die mit mir und einem Meißel begann und zu dem führte, was Taylor heute ist, wahrscheinlich fundierter ist, als wenn ich als Fertigungsingenieur in einer Firma gearbeitet hätte, da ich im Laufe der Jahre den Löwenanteil der Fertigungsentscheidungen getroffen habe und nun mit den Konsequenzen meiner Entscheidungen leben muss. Ich weiß, wie es ist, fast völlig alleine zu arbeiten und gut entwickelte Standorte in vier Ländern zu unterhalten, jeweils mit eigenen Gesetzen, Sprachen und Kulturen.

Es freut mich sehr, dass unser Unternehmen sich so erfolgreich entwickeln konnte und dabei auf jeden Rücksicht genommen hat, von Kunden über Mitarbeiter bis hin zu Händlern und Aktionären sowie der Gemeinschaft um uns herum.

Beide Interpretationen sind wahr. Seit Ende Februar denke ich über eine weitere Interpretation dieses Sprichworts nach die selten erwähnt wird. Ich kenne vielleicht jemanden der helfen könnte, aber kennt diese Person mich? Im Fall von Taylor Guitars, vielleicht kennen wir Leute die uns in dieser Zeit helfen könnten, aber was denken sie über uns? Gehen wir, erst nachdem wir ein Vertrauensverhältnis zu Ihnen aufgebaut haben, auf sie zu und fragen nach Hilfe bei der Lösung eines Problems? Oder setzten wir sie mit unserer Bitte unter Druck und sie haben das Gefühl sie müssen unserer Bitte Nachkommen, weil sie beweisen wollen das wir Ihnen vertrauen können?

Die Bewältigung unserer weltweiten Herausforderungen in den letzten Monaten hat sich stark auf die Beziehungen gestützt, die wir aufgebaut haben, und darauf, was diese anderen Menschen über uns denken. Unsere Händler vertrauen uns aufgrund des Service und der Qualität, die wir ihnen gegeben haben, und wir vertrauen darauf, dass sie uns gut vertreten. So konnten wir eine der besten Verkaufsförderungsaktionen durchführen, die wir je durchgeführt haben: “Taylor Days”. Die Händler waren erstaunt. Als unser Verkaufsteam uns die Idee vorstellte, vertrauten wir ihnen. Und so weiter.

Die Bewältigung unserer weltweiten Herausforderungen in den letzten Monaten hat sich stark auf die Beziehungen gestützt, die wir aufgebaut haben, und darauf, was diese anderen Menschen über uns denken.

Als wir eine Skeleton Mannschaft hier in der Factory benötigten um essentielle Aufgaben während der stay-at-home  Anweisung  durchführen zu können, könnten wir die Stadtverwaltung anrufen um die entsprechende Genehmigung zu erhalten. Sie vertrauten uns. Sie haben uns die Genehmigung erteilt. In den vergangenen 45 Jahren haben wir an den Bedürfnissen und den Ideen der Stadt teilgenommen, also haben sie uns vertraut.

Als wir versuchten, jedem Taylor-Mitarbeiter zu helfen, seine staatliche Unterstützung zu erhalten, gingen wir zur kalifornischen EDD (Employment Development Department) die wir gut kennen. Sie vertrauen uns aufgrund unserer positiven Zusammenarbeit in der Vergangenheit. Unsere Mitarbeiter der Personalabteilung haben so hart gearbeitet, um unseren Mitarbeitern zu helfen indem sie alle Formulare ausgefüllt, den Weg geebnet und sie alle durch die EDD geführt haben. Sie konnten eine Kontaktperson anrufen die uns bereitwillig half. Unsere Mitarbeiter haben davon stark profitiert und sie haben großes Vertrauen in Taylors Fürsorge. Wenn wir in einem fremden Land in einen Wald gehen und Hilfe von US Forest Service International Projects suchen, sind sie bereit uns zu helfen, weil wir ihr Vertrauen verdient und in der Vergangenheit an ihren Initiativen teilgenommen haben.

Ich könnte noch Dutzende weitere Beispiele nennen, aber belassen wir es dabei. Es könnte Menschen geben, die je nach Sichtweise einige dieser Beispiele als Bevorzugung ansehen. Wir sind vielleicht der Favorit einiger der von mir erwähnten (und ja, sind wir), aber dies liegt an dem Vertrauen und dem Respekt, an dem wir so hart gearbeitet haben, nicht daran, dass wir mit Ihnen Verwandt sind oder dass wir ihnen Geld geben.

Ich sage das alles, weil ich in letzter Zeit mehr denn je aufgehört habe, viel darüber nachzudenken, dass wir alle einander brauchen. Dies ist ein Gefühl, das in dieser Zeit von COVID-19 häufig geäußert wird. Sicher, wir sind uns nicht alle einig, aber wenn die Beziehungen, die wir aufgebaut haben, stärker sind als unsere Meinungsverschiedenheiten, können wir gemeinsam auf ein gutes Ergebnis hinarbeiten.

Einer meiner besten Freunde im Leben, sagen wir einfach, er und ich sind uns über viele politische Ansichten, besonders im Moment, nicht einig. Aber unsere Freundschaft überlebt ganz gut, weil unsere Basis Freunde zu sein nicht allein darauf ruht das wir uns immer einig sein müssen. Wir haben so viel mehr Verbindungen zwischen uns.

Wir bei Taylor Guitars brauchen all diese Menschen und Beziehungen, die ich genannt habe, und die Hunderte, die ich nicht genannt habe. Wenn wir jedoch im Laufe der Jahre kein gegenseitiges Vertrauen aufgebaut hätten, würden wir es nicht verdienen das wir den Hörer abnehmen können, eine Mail schreiben können und um Hilfe von anderen zu bitten. Es war einfach Hilfe zu erhalten und die Hilfe war nicht an Bedingungen geknüpft weil wir unsere Beziehungen pflegen.

Ich schreibe diese Kolumne heute, um den Führungskräften, Geschäftspartnern, Lieferanten, Kunden, Händlern, Mitarbeitern, unserem Führungsteam, unseren Managern und unseren anderen Freunden meinen Dank dafür auszusprechen, dass sie uns hier bei Taylor Guitars gerne unterstützen, so wie wir sie gerne unterstützen. Ich bin begeistert, dass wir sie fragen und hören können: “Ja, natürlich!” und dass sie uns sagen, dass wir das von ihnen verdient haben. Das war in letzter Zeit mehr als je zuvor ein Lichtblick für mich.

Ein hoch auf die Gitarrenbauer
Bob überlegt, warum der Taylor-“shop”  ein besonderer Ort ist und begrüßt seine Kollegen aus dem Gitarrenbau auf der ganzen Welt.